Rajoy in der Falle

Kommentar

19.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

Man fühlt sich an zwei Züge erinnert, die mit Höchstgeschwindigkeit aufeinander zuzu rasen. Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy und Kataloniens Regierungschef Carles Puigdemont forcieren die Konfrontation. Letzterer ist auf die Forderungen aus Madrid nicht eingegangen, will nicht auf die Unabhängigkeit verzichten.

Wohl wissend, dass er Rajoy so keine andere Wahl lässt, als Zwangsmaßnahmen einzuleiten.

Genau das ist ganz in Puigdemonts Sinne. Denn der Entzug der katalanischen Autonomierechte wird noch mehr Menschen gegen die spanische Zentralregierung aufbringen. Puigdemont selbst gibt sich gesprächsbereit und stellt Rajoy als Aggressor dar. Der aber kann nicht über eine Unabhängigkeit verhandeln. Sehr wohl aber hätte er offensiver anbieten können, über mehr Autonomierechte zu reden.

Doch der vermeintlich starke Rajoy hat sich in die Falle locken lassen. Er kann nicht alle Behörden in Katalonien besetzen und Tausende widerspenstige Staatsdiener einsperren lassen. Der einzige Ausweg aus der Krise führt über Verhandlungen. Noch lassen sich die Züge stoppen. Hoffentlich.