Projekt Europa

Kommentar

26.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Die Party ist zu Ende, die Krise bleibt. Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten allen Grund, in Rom zu feiern. Man kann den Wert dieses Projekts Europa gar nicht hoch genug einschätzen.

Für den Frieden, aber auch für den Wohlstand. Auch wenn es große Ungleichheiten gibt. Doch die ärmeren Länder profitieren von der Solidarität der reicheren. Wer hätte nach den verheerenden Weltkriegen, nach Erbfeindschaft und Holocaust geglaubt, dass ein schrankenloses Europa möglich ist, dessen Länder sich gemeinsamen Zielen und Werten verpflichtet fühlen?

Allerdings wurde dieses Europa in den vergangenen Jahren schlecht verwaltet. Es hat sich von den Menschen entfernt, "Brüssel" ist zum Inbegriff von Regelungswut, Erbsenzählerei, Bürgerferne und Geldverschwendung geworden. Es wurden Mitglieder aufgenommen, denen man besser noch etwas Zeit gegeben hätte, Schlagbäume entfernt, ohne sich zuvor um die Sicherung der Außengrenzen zu kümmern, der Euro eingeführt, ohne die politische Union vollendet zu haben, wie es einst geplant war. Mehr Europa um jeden Preis, lautete die Devise. Das Erstarken antieuropäischer Populisten, nationalistische Regierungen und schließlich das Brexit-Votum haben auch leidenschaftlichen Europäern die Augen geöffnet: So kann es nicht weitergehen.

Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Wie Tausende zeigen, die für Europa auf die Straßen gegangen sind. Mehrere Geschwindigkeiten können die Selbstblockade überwinden. Es muss nicht jeder alles und zum selben Zeitpunkt mitmachen. Das galt beim Euro, das sollte öfter gelten.