Prima Klima

Kommentar

19.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

Kleine Spitzen und Rempeleien - vor dem Beginn der heißen Phase der Sondierungen für eine Jamaika-Koalition achten Liberale und Grüne noch einmal darauf, Abstand zu wahren und scheinbar das alte Feindbild ein wenig aufzupolieren. Schließlich soll die jeweilige Basis nicht den Eindruck bekommen, dass hier beide Seiten auf dem Weg zur Macht die tiefen Gräben mir nichts, dir nichts zuschütten.

Am Verhandlungstisch geht man dagegen freundlich miteinander um. Prima Klima auf dem Weg nach Jamaika. FDP und Grüne wittern jetzt ihre Chance. Gelb und Grün könnten am Ende die großen Gewinner eines Jamaika-Projektes werden. Schließlich sind die Chefs von CDU und CSU, Angela Merkel und Horst Seehofer, angeschlagen, stehen in den eigenen Reihen mächtig unter Druck. Zum Auftakt stellt sich keine Partei wirklich quer. CDU, CSU, FDP und Grüne wissen schließlich, was auf dem Spiel steht. Nach der Absage der Sozialdemokraten an eine Regierungsbeteiligung gibt es zu Jamaika nur noch eine Alternative: Neuwahlen. Und die will keiner der Verhandlungspartner wirklich riskieren, droht doch am Ende die Quittung von den Wählerinnen und Wählern.

Mag FDP-Chef Christian Lindner auch noch so sehr beteuern, dass es völlig offen sei, ob am Ende der Sondierungsgespräche wirklich Koalitionsverhandlungen stehen: Die Liberalen werden sich nicht in die Rolle der Totengräber von Jamaika begeben wollen. Und für Angela Merkel und Horst Seehofer ist Jamaika wohl die letzte Chance, ihre Position und ihre Macht noch einmal zu festigen und noch nicht von Bord gehen zu müssen.