Misere in allen Teilen

Kommentar

20.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Es ist eine Abrechnung und ein Alarmsignal zugleich. Die Bundeswehr ist nur bedingt einsatzfähig. In der Truppe fehlt es an allen Ecken und Enden.

Selbst passende Uniformen und Stiefel sind keine Selbstverständlichkeit. Wieder spricht der Wehrbeauftragte in seinem Jahresbericht Klartext. Erneut fordert Hans-Peter Bartels eine Umkehr. Und selbst der Generalinspekteur der Bundeswehr bestätigt, dass es bei der Einsatzbereitschaft hakt. Immer neue Aufgaben mit immer weniger Personal und veralteter Ausrüstung - eine Misere, die sich inzwischen in allen Teilen der Streitkräfte bemerkbar macht.

Ausbildung, Übungen und Einsätze finden unter widrigen Bedingungen statt. Seit Jahren wird auf dem Rücken der Soldatinnen und Soldaten eine gefährliche Mangelwirtschaft betrieben. U-Boote, die nicht auslaufen können, Hubschrauber, die nicht fliegen, Schutzwesten, die fehlen - Jahr für Jahr wird die Not größer, die Situation dramatischer. Wer auf der einen Seite mehr internationales Engagement verspricht und noch mehr Verantwortung bei Einsätzen in Krisengebieten übernehmen will, aber auf der anderen Seite nicht die notwendigen Voraussetzungen dafür schafft, macht sich unglaubwürdig.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Ende des Kalten Krieges wurde bei der Armee der Rotstift angesetzt. Mit jeder Reform schrumpfte die Bundeswehr weiter, und auch bei der Ausstattung und dem militärischen Gerät wurde gespart. Gleichzeitig vergrößerte sich das Aufgabenspektrum, stieg die Zahl der Auslandseinsätze. Wer der Truppe ein Problem bei Führung und Haltung bescheinigt und beides wie Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen selbst vermissen lässt, ist der Aufgabe nicht gewachsen.