Merkels Coup

Kommentar

19.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Die Lage von Angela Merkel schien aussichtslos. Von Kanzlerinnendämmerung war bereits die Rede. Die Vorsitzende der CDU stehe kurz vor ihrem politischen Ende, hieß es.

Und ihre Gegner in der Partei samt der inzwischen verdrängten Rivalen aus der Vergangenheit machten mobil. Der Ruf nach Erneuerung glich bei nicht wenigen CDU-Rebellen einem kaum verklausulierten "Merkel muss weg".

Mit ihrem Überraschungscoup, der Kür von Annegret Kramp-Karrenbauer zur neuen Generalsekretärin der Christdemokraten, gelingt Merkel fürs Erste ein Befreiungsschlag. Die bisherige Ministerpräsidentin aus dem Saarland ist nicht nur in ihrer Heimat überaus beliebt. Die Merkel-Vertraute kommt auch bundesweit in der Partei gut an, genießt zudem das Vertrauen des konservativen Flügels.

Merkels Favoritin - wohl auch für ihre Nachfolge - soll jetzt die Kritiker in den eigenen Reihen beruhigen, den Streit über Richtung und Kurs, über Markenkern und Rechtsruck befrieden. Sie muss eine Debatte über ein neues Grundsatzprogramm moderieren. Doch ob Kramp-Karrenbauer als Partei-Managerin wirklich ein großes Glück für die CDU wird, wie Angela Merkel bereits jubelt, ist längst nicht ausgemacht. Die Berliner Bühne ist eine deutlich größere Herausforderung als das vergleichsweise kleine Saarland.

Die mächtige CDU-Chefin hatte zudem in der Vergangenheit bei der Wahl ihrer Generalsekretäre nicht immer ein glückliches Händchen. Auch Peter Tauber wirkte oft unsouverän. Doch verschafft diese Personalentscheidung Merkel zunächst einmal Luft. Wer die CDU-Vorsitzende zuletzt nur noch als Getriebene gesehen haben will, erlebt jetzt wieder die entschlossene Krisenmanagerin, die das Heft des Handelns in die Hand nimmt. Die Kanzlerin geht in die Offensive, denkt an ihre Nachfolge, an ihr Vermächtnis, ohne jedoch den Rebellen in der Partei wirklich nachzugeben.