Krachend gescheitert

Kommentar

14.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Sobald sich der Staat als Retter ins Spiel bringt, wenn ein großer Konzern ins Trudeln gerät, schrillen bei Wettbewerbshütern die Alarmglocken. Selten aber ist ein Versuch der Politik, das Spiel der Marktkräfte zu beeinflussen, so krachend gescheitert wie nach der Air-Berlin-Pleite.

Die Absicht der Bundesregierung, mit einem 150-Millionen-Kredit das Aus der Fluggesellschaft kurz vor der Bundestagswahl hinauszuzögern und in der Zeit die Übernahme durch die Lufthansa einzufädeln, kommt den Steuerzahler jetzt teuer zu stehen.

Wegen der geplatzten Niki-Übernahme durch die Kranich-Airline wird der Kredit kaum zurückgezahlt werden können, überdies sind Zehntausende von Reisenden gestrandet. Dass die EU-Kommission es nicht zulassen werde, dass sich die Lufthansa den Konkurrenten Niki einverleibt und so zum Monopolisten auf vielen lukrativen Strecken wird, war von vornherein abzusehen. Durch seine Weigerung, maßgebliche Flug- und Landerechte abzugeben, hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr das Scheitern letztlich besiegelt.

Für das Ziehen der Reißleine ist den Brüsseler Wettbewerbshütern zu danken. Sie verhindern, dass die Lufthansa ihre Monopolstellung noch weiter ausbauen und damit Kapazitäten und Preise diktieren kann - zum Nachteil der Verbraucher. Eine Aufteilung von Air Berlin unter den konkurrierenden Bietern - von Niki Lauda bis Hans Rudolf Wöhrl - wäre der bessere Weg gewesen und hätte viel Ärger und Kosten ersparen können. In Berlin muss die Rolle der Bundesregierung nun aufgeklärt und ans Licht gebracht werden, ob Finanz- und Wirtschaftsministerium den Notkredit leichtfertig gewährten.