Kommentar
Hilflos gegen Assad

13.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:34 Uhr

Für Außenminister Heiko Maas ist die Sache ganz klar: Der mutmaßliche Einsatz von Chemiewaffen in Syrien darf nicht ohne Konsequenzen bleiben.

Im engen Schulterschluss mit dem Westen müsse deshalb Moskau noch stärker unter Druck gesetzt werden. Damit dürfte der Minister dem stellvertretenden FDP-Vorsitzenden Alexander Graf Lambsdorff aus der Seele gesprochen haben, der die Bundeskanzlerin kritisiert, weil sie eine Beteiligung der Bundeswehr an einem Militärschlag in Syrien ausgeschlossen hat.

Nicht Verweigerung, sondern gemeinsames energisches Vorgehen des Westens sei das Gebot der Stunde - so Lambsdorff.
Angesichts des Leidens der Menschen in Syrien sind derartige Äußerungen nur zu verständlich. Aber ganz abgesehen vom desolaten Zustand der Bundeswehr - von welcher Linie des Westens ist da eigentlich die Rede. Etwa der des wirren amerikanischen Präsidenten Donald Trump, der heute Russland mit Raketen droht, morgen alles zurücknimmt. Oder der Linie der US-Administration, die erklärt, noch gebe es keinen Beweis für die Verantwortung des Assad-Regimes an dem mutmaßlichen Gas-Einsatz und für einen Vergeltungsschlag sei es deshalb zu früh. Und das, während Frankreichs Präsident
Emmanuel Macron beteuert, er habe genau diesen Beweis - über den er aber nicht weiter redet. Und dann die britische Regierung, die auf jeden Fall Moskau als die finstere Macht im Hintergrund bestrafen will.

Die bittere Wahrheit ist, dass in Damaskus ein blutrünstiger Despot sitzt, der gerade dabei ist, einen Bürgerkrieg abschließend zu gewinnen. Washington hatte nie vor, Assad zu verjagen, sondern war an der Bekämpfung des IS-Terrors interessiert. Moskau dagegen hatte vor Jahren signalisiert, dass Assad jederzeit abgelöst werden könne, wenn nur der russischen Marine ihr Stützpunkt im syrischen Tartus erhalten bleibt - ihrer einzigen Basis im Mittelmeer. Damals wollte der Westen, geführt von den USA, nicht auf das Angebot eingehen. Hätte er, was wäre den Syrern nicht alles an Leid erspart geblieben.
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