Es geht um die Balance

Kommentar

16.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Geschickt platziert die Entwicklungsorganisation Oxfam ihre jüngste Studie über die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich vor der Eröffnung des Weltwirtschaftsforums in Davos: Die acht reichsten Männer besitzen inzwischen so viel Geld wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, immerhin 3,6 Milliarden Menschen.

Der Befund soll die Mächtigen aufrütteln, die sich ab heute in den Schweizer Alpen treffen, um über "verantwortungsbewusste Führung" zu diskutieren.

Doch sind die Zahlen von Oxfam selbst nicht unumstritten. Als arm gelten beispielsweise US-Studenten, die sich für ihr Studium verschulden, später aber voraussichtlich viel Geld verdienen werden. Insofern trägt Oxfam dazu bei, Stimmung zu machen, auch wenn das einem hehren Zweck dienen soll: der wachsenden Ungleichheit Einhalt zu gebieten. Dass ein Auseinanderklaffen der Schere sozialen Sprengstoff birgt, ist in Europa weitgehend Konsens. Ebenso wichtig wie soziale Sicherungssysteme sind dafür Arbeitsplätze, Aufstiegschancen und ein System, in dem Leistung belohnt und nicht nur umverteilt wird. Es geht um die richtige Balance.