Enteignete Sparer

Kommentar

21.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:05 Uhr

Die deutschen Sparer zahlen für die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank einen hohen Preis. Wie hoch? Das haben Experten nun berechnet, und die Summe ist empörend: 436 Milliarden Euro hat EZB-Präsident Mario Dragis Kurs die Bundesbürger mittlerweile gekostet.

Natürlich, viele profitieren von der Niedrigstzinspolitik, indem sie sich selbst auch günstig Geld leihen können, um ein Haus zu bauen oder sich Wünsche zu erfüllen. Doch selbst wenn man die Krediterleichterungen einrechnet, bleibt mit 248 Milliarden Euro noch immer eine gewaltige Enteignung der Sparer.

So kann es nicht weitergehen. Denn Draghis Politik wird langfristig schlimme Folgen für die private Altersvorsorge haben. Bei vielen Verbrauchern hat sich Sparfrust breitgemacht. Vor allem bei jenen, die die Risiken auf dem Aktienmarkt scheuen, auf dem man gerade in den vergangenen Monaten gutes Geld verdienen konnte. Wenn die Zinswende nicht bald kommt, werden nicht nur viele Menschen später zu wenig haben, um über die Runden zu kommen. In der Finanzbrache wächst zudem der Druck, neue, riskante Anlagemodelle zu entwickeln, die zu gefährlichen Blasen führen können.

Für normale Sparer ist es schwierig geworden, eine ordentliche Rendite zu erzielen. "Betongold", vor allem privat genutztes Wohneigentum, das im Alter durch die eingesparte Miete wie eine zweite Rente wirkt, ist weiterhin eine sinnvolle Anlage. Doch kommt es auf eine solide Finanzierung an, bei der das Vorsparen eine sinnvolle Komponente bleibt. Vor allem, wenn die Zinsen wieder ansteigen. Und es mehren sich die Anzeichen, dass es demnächst endlich so weit sein könnte. Die geschröpften Sparer können auf Besserung hoffen.