Die "Tatort"-Debatte

Kommentar

22.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Lange vergangen scheinen die Zeiten, da das Fernsehen als "Lagerfeuer der Nation" galt. Da TV-Sendungen am Tag danach Gesprächsstoff zuhauf boten, ja, geradezu gemeinschaftsstiftend wirkten. Solches ist in Zeiten postmodernen Medienkonsums längst passé.

Die große Ausnahme: der "Tatort", der Deutschen liebste Fernsehserie. Da wird debattiert, kritisiert, schwadroniert, da wird mit deutscher Gründlichkeit hingeschaut: mal - wie bei Til Schweigers "Tschiller" oder Ulrich Tukurs "Murot" - auf die Leichen (zu viel); mal - wie einst bei Götz Georges "Schimanski" - auf Fäkalwörter (viel zu viel). Und jetzt also auf den Sex: auf nackte Kommissare, auf Ermittlungen in der Pornoszene, explizites Vokabular inklusive, auf Quickies im Hinterhof. Nun könnte man sagen: igitt. Man könnte auch sagen: Egal, ein solcher TV-Dauerbrenner spiegelt eben gesellschaftliche Phänomene wider. Man könnte sich aber auch wünschen, die Debatte um die Belästigung von Frauen - Stichwort: #metoo - möge mit ebenso viel Verve und Intensität geführt werden.