Der Motor läuft wieder

Kommentar

23.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs neuer Staatspräsident gemeinsam Seite an Seite vor der Presse. Es ist vor allem dieses Zeichen, das vom jüngsten EU-Gipfel bleiben wird und neue Hoffnung wecken soll: Seht her, das deutsch-französische Tandem ist wieder da und holt Schwung, um an den großen Herausforderungen zu arbeiten.

Macron selbst hat das Bild der Geschichte bemüht, an die Verbindung Helmut Kohls und FranÃ.ois Mitterands erinnert, an die er anknüpfen wolle, um eine neue Vertrauensallianz aufzubauen.

Es ist ein wichtiges Signal an Europa, dass der deutsch-französische Motor nach den verlorenen Jahren mit FranÃ.ois Hollande wieder angeworfen wird. Ob aus dem symbolischen Schulterschluss ein echter wird, muss sich indes erst erweisen. Auch mit Nicolas Sarkozy, der vor Hollande im Élysée regierte, hatte sich die Kanzlerin in Brüssel gemeinsam den Journalisten gestellt. Dabei zogen sie nicht an einem Strang, fanden nur mit Mühe auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise gemeinsame Positionen, um den Euro doch noch zu retten.

Dass mit Macron eine neue Ära anbrechen könnte, hat die Kanzlerin erkannt. Der junge Präsident hatte sich im Wahlkampf mutig gegen den EU-kritischen Zeitgeist in seinem Land gestemmt und sich zu Europa und zur deutschen Partnerschaft bekannt. Er ist von anderem Kaliber als der hektische Sarkozy und der zaudernde Hollande, will schon in der kommenden Woche die große Reform Frankreichs starten. Wenn es um die Vertiefung der Euro-Zone geht, wird ihm die Kanzlerin entgegenkommen müssen. Seinem Vorschlag, einen auch mit deutschem Geld gefüllten Euro-Haushalt einzurichten, wird sie sich nicht verschließen können. Andernfalls dürfte der deutsch-französische Motor zu stottern beginnen, kaum dass er wieder gestartet worden ist.