Der Kitt der Gesellschaft

Kommentar

11.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte in seiner Antrittsrede nach dem Kitt gefragt, der die Gesellschaft zusammenhält. Die Flüchtlingskrise, der Terror, die internationalen Brandherde verunsichern die Menschen und stellen den Zusammenhalt auf die Probe, so die Sorge.

Der Aufstieg der AfD wurde ebenfalls als Signal der Spaltung und Reaktion auf Gefühle von Identitätsverlust und Globalisierungsüberforderung gewertet. Die aktuelle Bertelsmann-Studie relativiert diese Interpretationen ein wenig, gibt jedenfalls keinen Anlass für Alarmismus, sondern zeigt Möglichkeiten auf, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger sehen den Kitt der Gesellschaft bröckeln. Aber nicht in ihrem eigenen Umfeld. Dort erleben knapp 70 Prozent einen funktionierenden Zusammenhalt statt Auflösungserscheinungen. Der Anteil von Ausländern und Flüchtlingen hatte darauf überhaupt keinen Einfluss. Befürchtungen, die Gesellschaft zerfalle, sind also oft losgelöst von den eigenen Erfahrungen, es ist mehr "German Angst" als erfahrene Entsolidarisierung.