Der Gefährliche

Kommentar

20.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:37 Uhr

Ob Donald Trump wohl insgeheim gehofft hatte, bei den Protesten gegen Hass und Rassismus in Boston komme es zu Gewaltausbrüchen? Darauf deutete jedenfalls sein anfänglicher Kommentar hin, es gebe dort "viele Polizeigegner". Später, nachdem alles friedlich geblieben war, applaudierte er "den vielen Protestierenden", die "sich gegen Bigotterie und Hass aussprechen". Was zum Abgang des nationalistischen Rechtsauslegers Stephen Bennon aus dem Weißen Haus zu passen scheint. Wandelt sich der US-Präsident etwa doch noch vom Saulus zum Paulus? Davon ist nicht auszugehen, wenn man an den doppelten Meinungswandel nach der Gewalt von Charlottesville denkt.

Nein, Trump hätte sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht von Bannon getrennt, wenn er sonst nicht hätte fürchten müssen, mit General John Kerry schon wieder einen Stabschef zu verlieren. Für Ordnung im Weißen Haus und einen restriktiveren Zugang zum Präsidenten zu sorgen - das war kaum möglich, solange der Mephisto, der die Dunkelheit liebt, in der Regierungszentrale sein Unwesen trieb. Es ist Bannon, der wie kein anderer in Trumps Team für die Parole "America first" stand. Innen-, außen- und handelspolitisch. Leider ist nicht damit zu rechnen, dass dieser Ungeist mit Bannon aus dem Machtzentrum des Präsidenten ausgezogen ist.

Er werde für Trump "außerhalb des Weißen Hauses in den Krieg ziehen", hat Bannon angekündigt. Seine Waffe ist das ultrarechte Nachrichtenportal "Breitbart News", das Sturmgeschütz der "Alt-Right-Bewegung", die bei den Ausschreitungen in Charlottesville eine zentrale Rolle spielte. Der Chefstratege a.D. bleibt gefährlich. Auch für Trump. Der Begriff "Krieg" könnte durchaus als Warnung an den Präsidenten gedacht sein. Bannon hat, aus der Loyalität des Regierungsamts entlassen, die Macht, die Stimmung gegen Trump zu drehen, wenn ihm nicht passt, was im Weißen Haus vor sich geht.