Brachliegendes Potenzial

Kommentar

11.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:39 Uhr

Rund 512 000 junge Menschen sind noch immer auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Zugleich meldet die Bundesagentur für Arbeit etwa 512 000 unbesetzte Lehrstellen. Statistisch gibt es für die meisten Bewerber also eine Stelle.

Dennoch kommen die jungen Leute und die Betriebe häufig nicht zusammen. Es gibt bei Angebot und Nachfrage große regionale Unterschiede.

Vor allem kleine Betriebe und Branchen, die wie Bäcker, Metzger oder die Gastronomie für harte Arbeit und unattraktive Arbeitszeiten bekannt sind, haben Probleme, Azubis zu finden. Die Gründe dafür, dass viele Schulabgänger leer ausgehen, sind aber vielfältig.

Manche bringen nicht einmal die Mindestvoraussetzungen für eine Ausbildung mit. Hier muss das Bildungswesen viel mehr tun. Gerade mit Blick auf die Hauptschulen, die jahrelang vernachlässigt wurden. Es muss besser gelingen, die Talente der Schüler freizulegen und ihre praktischen Fähigkeiten gezielt zu fördern. In Zeiten des Fachkräftemangels kann Deutschland es sich erst recht nicht erlauben, junge Menschen abzuschreiben. Das gilt auch für Migranten. Hier liegt zu viel Potenzial brach.

Doch die jungen Leute sind ebenfalls in der Pflicht, ihnen muss mehr Flexibilität abverlangt werden. Einen Traumjob mit angenehmen Arbeitszeiten und gutem Verdienst in der Nachbarschaft finden nur die Wenigsten. Wer allerdings einen Ausbildungsplatz ergattert hat, der hat gute Chancen, vom Betrieb nach der Lehre übernommen zu werden, wenn er sich ins Zeug legt.

Das Duale System aus schulischer und betrieblicher Ausbildung ist ein wesentlicher Grund dafür, dass die Jugendarbeitslosigkeit so niedrig ist. Kein Wunder, dass andere Länder es mittlerweile kopieren. Es gilt, alles dafür zu tun, dass das Erfolgsmodell weiter erhalten bleibt.