Auf zum Endspurt

Kommentar

15.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:29 Uhr

Der Wähler, das unbekannte Wesen. Mögen sich die Demoskopen auch redlich mühen, ihre wissenschaftlichen Methoden immer weiter verfeinern, so bleiben ihre Orakel doch mit einem gehörigen Rest an Unsicherheit versehen. Gerade noch sahen die einen Meinungsforscher die Sozialdemokraten auf Talfahrt, da registrieren andere wieder einen Aufwind.

Liegt die Union stabil weit vorn oder fällt sie kurz vor dem Ziel noch zurück? Auch hier sind sich die Experten nicht einig.

Angela Merkel jedenfalls weiß, wie sehr Demoskopen falsch liegen und Umfragen vor der Wahl täuschen können. Vor der Bundestagswahl 2005 lag Merkel - damals noch in der Rolle der Herausforderin - scheinbar deutlich vorn, sah wie die strahlende Siegerin aus und rettete sich am Ende mit einem schwachen Ergebnis noch mit Ach und Krach und einem Prozentpunkt vor der SPD als Regierungschefin in eine große Koalition.

Mag eine Woche vor der Bundestagswahl der Vorsprung der Union auch groß sein - die Kanzlerin warnt vor Übermut und Siegesgewissheit. Die Wahl ist noch nicht gelaufen, es gilt, keine Stimme zu verschenken, lautet ihre Botschaft an die eigenen Anhänger. Schließlich scheint sich die politische Stimmung wieder zu drehen, die Kurven von Union und SPD wieder näherzukommen, wenn man der Forschungsgruppe Wahlen glaubt.

Und die Zahl der Wechselwähler hat in der Vergangenheit zugenommen. Die Zeiten, in denen manch einer sein Leben lang seine Stimme derselben Partei gegeben hat, sind vorbei. Nicht zuletzt bleibt da die große Unbekannte AfD, deren Potenzial schwer einzuschätzen ist. Hier mag es mangels der Bereitschaft ihrer Anhänger, sich zu bekennen, eine größere Unsicherheit, eine für die Meinungsforscher schwer messbare Dunkelziffer geben. Überraschungen am Wahlabend sind möglich.