Armutszeugnis

Kommentar

15.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:29 Uhr

Beschämend - und gleichzeitig vermeidbar: Der aktuelle Familienreport der Bundesregierung offenbart schwarz auf weiß, dass die Mehrheit der Politiker in diesem Lande nicht willens ist, endlich das Problem der Kinderarmut anzupacken. Das ist mehr als verstörend.

Denn eines ist klar: Die Lösungen, wie die Lage endlich entschärft werden könnte, liegen seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten in der Schublade. Kostenlose Kinderbetreuung wäre da mal ein guter Anfang.

Und wieder sind es die Frauen, die am meisten zu leiden haben. Fast jede zweite Alleinerziehende gilt als armutsgefährdet - und mit ihr die Kinder. Bei ihnen wie auch bei allen anderen Familien ist es der beste Schutz, wenn Eltern arbeiten. Wie man Kinder und Beruf besser vereinbaren kann, dafür gibt es zahlreiche Konzepte. Man müsste sie nur endlich umsetzen.

Der technologische Fortschritt rast nur so voran, die Gesellschaft hinkt meilenweit hinterher und verharrt in althergebrachten Rollenmustern. Aber genau wie die Autobranche neue Antriebe entwickeln muss, muss endlich auch die Politik zukunftsfähige Schritte wagen, damit die Schere zwischen Arm und Reich nicht noch weiter auseinanderklafft.

Wann tut sich etwas in diesem Land? Vielleicht nach der Bundestagswahl? Wer will das noch glauben? Und so wird im nächsten Familienreport schlimmstenfalls wieder das Gleiche zu lesen sein. Ein Armutszeugnis für das reiche Deutschland.