Angst vorm Volk

Kommentar

27.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

In Russland ist plötzlich etwas in Bewegung geraten. Nach den heftigen Protesten vor gut fünf Jahren herrschte weitgehend Ruhe auf Russlands Straßen, die Gegner von Präsident Wladimir Putin schienen verstummt, seine Repressionsmaschinerie hatte ganze Arbeit geleistet.

Nun jedoch wagen sich wieder Tausende auf die Straßen. Millionen haben im Internet den Film von Oppositionsführer Alexej Nawalny gesehen, in dem Ministerpräsident Dmitri Medwedew vorgeworfen wird, er kontrolliere ein riesiges Immobilienimperium.

Das Bemerkenswerte an den jüngsten Protesten ist, wie viele junge Menschen sich auf die Straße trauen, die sich an keine andere Führung in Moskau erinnern können als an Putin und Medwedew. Die russische Jugend vereint hinter dem Präsidenten - das ist die Propaganda, die der Kreml gerne verbreitet. Doch viele junge Menschen spüren, dass vieles gewaltig schiefläuft in ihrem Land, und die wollen sich nicht damit abfinden. Sie haben den Mut, ihrem Ärger Luft zu machen. Putin reagiert wie immer: mit Härte. Mit Einschüchterung. Wieder einmal wurde Nawalny eingesperrt. Doch steter Tropfen höhlt den Stein. Darauf setzen die Demonstranten.