Ingolstadt
"Der Laden wird wieder größer"

Brigadegeneral Georg Klein spricht bei Vortrag in Ingolstadt über den Personalstand der Bundeswehr und blickt zuversichtlich nach vorne

22.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Brigadegeneral Georg Klein am Dienstagabend bei einem Vortrag in Ingolstadt. - Foto: Heimerl

Ingolstadt (DK) Die Bundeswehr steht vor großen Herausforderungen bei der Gewinnung von Fachpersonal, aber sie wird die durch 25-jährige Strukturreformen und damit verbundenen starken Truppenreduzierungen selbst geschaffene "Delle" bis 2024 ausbeulen. Das ist die Überzeugung von Brigadegeneral Georg Klein, für die Mannschafts- und Unteroffizierslaufbahnen zuständiger Abteilungsleiter im Kölner Bundesamt für das Personalmanagement der Streitkräfte.

Er war auf Einladung der regionalen Gesellschaft für Sicherheitspolitik sowie des Reservistenverbandes als Referent in der Pionierschule in Ingolstadt zu Gast.

Klein, in der Öffentlichkeit noch aus seiner Zeit als Kommandeur in Afghanistan bekannt (siehe Kasten), zeigte sich vor einem Fachpublikum aus aktiven und ehemaligen Bundeswehrangehörigen zuversichtlich, dass die von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) im Vorjahr ausgegebene Trendwende bei der Personalpolitik im militärischen und im zivilen Bereich der Bundeswehr zu schaffen ist. Angesichts des demografischen Rückgangs bei den infragekommenden Jahrgängen setze man allerdings stärker als je zuvor auch auf junge Frauen.

198 000 Soldaten hat die Ministerin neuerdings für 2024 als Ziel vorgegeben - und General Klein ist derjenige, der diese Hürde nehmen muss. Denn die von ihm verantwortete Stelle hat die mit Masse benötigten einfachen Dienstgrade und vor allem die neuen Unteroffiziere anzuwerben. Bewerber für die Kampftruppen seien kaum das Problem, so der Personalplaner, wohl aber die Experten für den Feldwebelfachdienst, also bereits "fertige" Techniker, Handwerker und EDV-Fachleute. Dabei befinde sich die Bundeswehr im scharfen Wettbewerb mit der häufig besser zahlenden freien Wirtschaft. Klein: "Wir kämpfen um genau denselben Nachwuchs."

Dass im Ministerium jetzt erstmals über Prämien für Einsteiger nachgedacht werde, ist laut Klein nur ein Schritt zur Attraktivitätssteigerung der Truppenlaufbahnen. Genauso werde über die Rückholung früherer Zeitsoldaten nachgedacht, die in der Privatwirtschaft offenbar nicht immer glücklich seien. Freiwillige Dienstverlängerungen für Unteroffiziere, die sich dem Ende ihrer Bundeswehrzeit nähern, würden als weiterer Baustein für die neue Ausrichtung angesehen. Unterm Strich sei die Kehrtwende, die der General mit dem Bild eines auf Gegenkurs gehenden Kriegsschiffs untermalt, bereits in vollem Gange: "Der Ladern wird wieder größer."

Entschieden verwahrte sich Klein gegen Darstellungen in den Medien, wonach die Bundeswehr nach Aussetzung der Wehrpflicht häufig auf auch sozial problematische junge Leute ohne höhere Schulbildung zurückgreifen müsse. Dies sei völlig falsch; es könne höchstens von wenigen Einzelfällen die Rede sein. Vielmehr könne man bis in die Feldwebeldienstgrade hinein sogar auf Abiturienten zählen. Dass verstärkt Bewerber aus den wirtschaftlich schwächeren neuen Bundesländern bei der Truppe auftauchen, sei zwar Fakt, aber kein Negativkriterium: "Das sind tolle Menschen." Insgesamt ist das Bildungsniveau bei der Truppe laut Klein "so gut, wie es noch nie war".