Rassismus-Vorwurf: Playmobil in den USA wegen Piratenfigur unter Beschuss

09.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr
Es geht um die Figur mit Landkarte und Pistole auf dem Ausguck. −Foto: Playmobil

Ingolstadt (DK) In den USA ist derzeit die bayerische Spielzeugfirma Playmobil öffentlich unter Beschuss. Eine Kundin will bei einer Figur einen rassistischen Hintergrund erkannt haben. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück – man sei davon völlig „überrascht“.

Pirat oder Sklave? Das ist derzeit im US-Bundesstaat Kalifornien die entscheidende Frage. Laut Berichten verschiedener US-Medien entdeckte die in Sacramento lebende Mutter eines fünfjährigen Sohnes an Bord eines Playmobil-Piratenschiffs eine Figur, die ihrer Meinung nach alles andere als politisch korrekt ist. „Das ist definitiv rassistisch“, sagte die Frau namens Ida Lockett dem lokalen Fernsehsender CBS. Die Figur hat eine leicht dunkle Hautfarbe und trägt eine Art Halsfessel. Für Lockett stellt der silberfarbene Plastikring eindeutig ein Sklavenhalsband dar.
 
In der Playmobilzentrale in Zirndorf kann man die Aufregung über dem großen Teich nicht ganz nachvollziehen. Den Rassismusvorwurf weise man selbstverständlich zurück, erklärt Playmobil-Sprecherin Anna Ermann. Man sei von dem ganzen Wirbel „überrascht“, denn das betreffende Piratenschiff werde bereits seit vier Jahren weltweit in großen Stückzahlen verkauft. „Das ist das erste Mal, dass sich jemand beschwert“, sagt Ermann.
 
Bei der betreffenden Figur sei auf der Verpackung eindeutig zu erkennen, dass es sich nicht um einen Gefangenen handele. Die Figur steht oben auf dem Ausguck des Schiffes und hält in der einen Hand eine Karte, in der anderen eine Pistole. „Das ist ein vollwertiges Piratencrew-Mitglied“, sagt Ermann. Dass die Figur eine Halsfessel trage, sei historisch begründet: Im 17. Jahrhundert seien etwa ein Viertel der Besatzung eines Piratenschiffs befreite Sklaven gewesen.
 
Pläne, das Schiff aus dem Handel zu nehmen, gäbe es nicht. In Deutschland sei das Set wegen regelmäßiger Sortimentwechsel ohnehin nicht mehr erhältlich. Man achte aber ganz grundsätzlich bei der Konzeption der Figuren darauf, niemanden zu diskriminieren. So gäbe es durchaus auch weibliche Playmobil-Piraten, wie Ermann betont.
 
Es ist nicht das erste Mal, dass sich in den USA Menschen über Playmobil aufregen: Vor einigen Jahren gab es einen kleinen Shitstorm bei einem Playmobil-Produkt auf der Website des Online-Händlers Amazon. Der Anlass: Ein Playmobil-Set, das eine Flughafen-Kontrollszene darstellt – mit Polizisten, Metalldetektor und Röntgenmaschine. Nutzer hatten sich unter anderem darüber beschwert, dass den Kindern so das unhinterfragte Befolgen von Anordnungen des staatlichen Sicherheitsapparates beigebracht würde. Und wie Sprecherin Ermann berichtet, gäbe es in den USA des öfteren Beschwerden über die starke Bewaffnung der Figuren. Dabei sind ja gerade die Amerikaner nicht unbedingt bekannt für einen restriktiven Umgang mit Schusswaffen.