"Was habe ich gelogen"

Ingrid Steeger wird 70 Das einstige deutsche Sexsymbol hadert heute mit dem Sex

30.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:23 Uhr

München (AFP) Sie war das Sexsymbol der Deutschen - und hadert nun im Alter mit dem Sex. "Ich habe mein Leben lang im Bett gelogen - mein Gott, was habe ich gelogen", sagte Ingrid Steeger vor ihrem 70. Geburtstag morgen der "Bild"-Zeitung. Damit klingt die einstige Ulknudel aus "Klimbim" bitter - aber vor allem zeigt sie eine Konstante: Bis heute sorgt sie am ehesten mit dem Thema Sex für Aufsehen.

Steeger kam am 1. April 1947 als Ingrid Anita Stengert in Berlin zur Welt. Berlin war damals zerbombt, ihre Familie arm. Doch die Armut war nur das eine - die Kälte in der Familie das andere: "Ich wurde schlecht behandelt und geschlagen, habe früh sexuelle Gewalt erlebt, geliebt wurde ich sicher nicht, meine Eltern hat es nicht interessiert, was ich denke oder fühle."

Das passt so gar nicht zu dem lebensfrohen Bild, das die Deutschen über viele Jahre von Steeger hatten. Alles schien leicht in ihrem Leben, seitdem die blonde Sekretärin mit dem üppigen Busen in den 60er-Jahren von einem Fotografen entdeckt wurde.

Ab 1970 wurde sie als Shootingstar der Softsexfilme jener Jahre Stammdarstellerin in den Kinos. Ob in "Die liebestollen Baronessen" oder im "Schulmädchen-Report", die Steeger zog häufig blank und erlangte so Bekanntheit.

Richtig berühmt wurde sie, als ihr mit der durch ihren anarchischen Humor zur Legende gewordenen Serie "Klimbim" 1973 der Sprung ins Fernsehen gelang. Millionen schalteten damals ein, wenn die von Regisseur Michael Pfleghar erfundene "Klimbim"-Familie ein Kalauerfeuerwerk abbrannte. Mal als Göre, mal sexy spielte Steeger die "Klimbim"-Tochter Gabi und sang am Ende: "Dann mach ich mir nen Schlitz ins Kleid und find es wunderbar". So frei von allen Konventionen wie Steeger in "Klimbim" spielte, so lebte sie auch. 1973 heiratete sie den Kameramann Lothar Elias Stickelbruck. Schon ein Jahr später wurde Regisseur Pfleghar ihr Partner, bevor sie 1977 mit einem Großwildjäger nach Kenia entschwand. Es folgten viele weitere Beziehungen. Eine zweite Ehe mit dem Indianer Tom LaBlanc scheiterte. Auch ihre Affäre mit Regisseur Dieter Wedel endete unglücklich. Unter diesem gelang ihr aber in "Der große Bellheim" ein Erfolg. "Meinen Lebenstraum, einen Mann zu finden, mit dem ich Kinder haben kann, konnte ich leider nie verwirklichen", klagte sie einmal. Dabei verließ sie zweimal Männer, als sie von ihnen schwanger war - die Kinder ließ sie abtreiben. Heute lebt Steeger allein in einem Einzimmerappartement in München-Schwabing. Ihren Geburtstag will sie nur mit einer Bekannten feiern. "Wir machen eine Pyjamaparty - mit Videos, Champagner und Mädelstalk", sagte Steeger der "Bild".

Nachdem sie schon seit längerer Zeit mit Theaterstücken über die Dörfer zieht, will sie ab April wieder mit einer Komödie auf der Bühne stehen. Bei aller Bitterkeit über ihr Liebesleben zieht es sie doch immer wieder zur Unterhaltung.