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Der Nachwuchs ist enttäuscht

Der Chef der Jungen Liberalen, Lasse Becker, ärgert sich über die Politik der FDP

09.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:11 Uhr

Von Julia Romlewski

Ingolstadt (DK) So richtig gut fühlt es sich derzeit nicht an, Jungliberaler zu sein. Die FDP dümpelt weiter bei fünf Prozent herum und schafft es nicht, inhaltliche Akzente zu setzen. So jedenfalls sieht es der Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen (Julis), Lasse Becker. Kürzlich ging der 29-Jährige öffentlich die liberalen Spitzenpolitiker in Berlin an und ist zugleich heilfroh, dass er nicht selbst im Bundesvorstand sitzt.

Zu seiner Kritik steht der Hesse. „Die Erwartungen, die wir in Philipp Rösler gesetzt hatten, sind mit Sicherheit nicht erfüllt worden“, sagt der Wirtschaftsdoktorand in Ingolstadt. Er tourt gerade durch Deutschland und erklärt allen, die es hören wollen, den Seelenzustand der Nachwuchspolitiker. Und das ohne Anzug und Krawatte.

Becker ist enttäuscht: FDP-Parteichef Philipp Rösler habe nicht wie versprochen „geliefert“. Dennoch will er sich nicht auf die Seite von Wolfgang Kubicki schlagen, der sich selbst und NRW-Landeschef Christian Lindern als Rösler-Nachfolger ins Gespräch gebracht hatte. „Die Führungsdebatte finde ich völlig gaga“, sagt Becker. Die FDP, findet er, hat ein inhaltliches Problem, kein personelles. Auch mit beim Volk eher unbeliebten Politikern könne man erfolgreich sein – wenn das Programm stimmt. Doch weil sich die älteren Parteikollegen genau damit offenbar schwer tun, sind die Julis vorgeprescht und haben einen eigenen Sparkatalog vorgelegt. Becker fordert, dass die FDP vorangeht und in den eigenen Bundesministerien spart. „Wir haben immer als junge Liberale gesagt, wir müssen sparen.“ Weg mit den Steuerprivilegien bei der Mehrwertsteuer. Dass die FDP einst mit der CSU Steuervergünstigungen für Hoteliers durchboxte, finden inzwischen auch viele ältere Liberale peinlich.

Streichen würde Becker auch gern die Förderung der deutschen Filmproduktion und des Ökolandbaus. Ob diese Einsparungen Deutschland in der Euro-Schuldenkrise wirklich weiterbringen? Becker jedenfalls glaubt daran. „Wir müssen ein Vorbild sein für Europa.“