Ingolstadt
Der lange Weg

Von der Idee zur neuen Karte

23.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:54 Uhr

Ingolstadt (DK) Am Anfang stand ein Skandal: 2001 erschütterte eine Meldung über das cholesterinsenkende Mittel Lipobay die Republik: Der Arzneimittelhersteller Bayer musste das Medikament am 8. August vom Markt nehmen, nachdem tödliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten bekannt geworden waren.

Als die Vorfälle untersucht wurden, stellte man fest, dass es kaum Aufzeichnungen über die eingenommenen Medikamente der betroffenen Patienten gab. Berater von Roland Berger schlugen die Einführung einer Chipkarte vor, auf der all diese Informationen gespeichert werden sollten.

Ein Jahr später beschlossen Spitzenverbände des Gesundheitswesens eine gemeinsame Vorgehensweise zur Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK), die 2004 in das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen wurde.

Für die Konzeption der eGK wurde 2005 die Gematik gegründet. Gesellschafter sind seither alle Spitzenorganisationen und Leistungserbringer im Gesundheitswesen. Bei der Umsetzung kam es jedoch immer wieder zu Verzögerungen. So sollte die Karte eigentlich zum 1. Januar 2006 eingeführt werden. Doch die Planung war schwierig, weil Abstimmungen unter den verschiedenen Gesellschaftern wiederholt scheiterten.

Die Bundesärztekammer lehnte die elektronische Gesundheitskarte seit 2007 immer wieder per Beschluss auf den Ärztetagen ab. Zu teuer, zu unsicher und zu wenig an den Bedürfnissen der Ärzte orientiert, befand sie wiederholt.

Der damalige Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) verhängte während seiner Amtszeit ein Moratorium auf sämtliche weitere Anwendungen der Karte, bis dafür die höchsten datenschutzrechtlichen Anforderungen erfüllt werden. Daraufhin entschied sich 2010 die Gesellschafterversammlung der Gematik für eine neue Aufgabenverteilung und legten drei vorrangige Entwicklungsziele fest: Ein online gestütztes Versichertenstammdatenmanagement, die Einführung eines Notfalldatensatzes sowie die adressierte Kommunikation der Leistungserbringer.

Nun steht die Gesundheitskarte kurz vor der Testphase. Die Stadt Ingolstadt könnte, wie bereits vor etwa sieben Jahren, wieder Testregion werden.