Genf
Perfektes Miteinander von Mensch und Maschine als Ziel

UN-Kongress zu Künstlicher Intelligenz: Audi-Chef Stadler über pilotiertes Fahren und die Zukunft der Arbeitswelt

07.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:59 Uhr

Künstliche Intelligenz als Chance: Audi-Chef Rupert Stadler sprach bei einem Kongress der Vereinten Nationen in Genf. - Foto: Audi AG

Genf (DK) Es sind bewegte Zeiten für Audi im Allgemeinen und für Rupert Stadler im Besonderen. Die Folgen des Diesel-Skandals sind längst noch nicht ausgestanden, vielmehr musste der Audi-Chef vergangene Woche mit dem Rückruf von 24.000 Autos mit V-TDI-Motor einen Rückschlag verkraften, der wieder jede Menge Unruhe in das Unternehmen gebracht hat.

Vielleicht kam es Stadler da gestern sehr gelegen, dass er vor der Vorstandssitzung am Nachmittag noch eine kurze Dienstreise nach Genf in seinem Kalender stehen hatte und einen Blick in die Zukunft werfen konnte.

Bei einem Kongress der Vereinten Nationen (UN) über Künstliche Intelligenz hielt Stadler die Eröffnungsrede und ging dabei auf die Bedeutung dieses Forschungsfeldes für den Autohersteller ein. Seit zwei Jahren existiert bei Audi das interdisziplinäre Netzwerk "beyond". In ihm hat der Premiumhersteller Experten der Künstlichen Intelligenz aus Wissenschaft und Wirtschaft versammelt. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz im Auto und der Arbeitswelt. "Im Grundsatz müssen wir sicherstellen, dass Künstliche Intelligenz zum Wohle der Gesellschaft eingesetzt wird", sagte Stadler. "Wie Künstliche Intelligenz unser Leben verändert, hängt von uns allen ab und von der Art und Weise, wie wir Potenziale der neuen Technologien nutzen." Zum Kreis der Experten zählen Philosophen, Psychologen, Juristen, Computerwissenschaftler und Start-up-Unternehmer.

Stadler hat mit der Initiative vor allem das pilotierte Fahren und die Zukunft der Arbeitswelt im Sinn. "Wir brauchen einen gesellschaftlichen Diskurs, der die enormen Potenziale des pilotierten und autonomen Fahrens in Relation zu den ethischen und rechtlichen Fragen betrachtet", sagte Stadler und versprach: "Wir nehmen die Bedenken in der Öffentlichkeit ernst und stellen uns den damit verbundenen Herausforderungen." Das autonome Fahren biete die Chance, das Leben substanziell zu verbessern. Mit "beyond" will Audi die rechtlichen und ethischen Fragen über den Umgang mit der neuen Technologie diskutieren. Vor übertriebenen Erwartungen warnte der Audi-Chef indes: "In Situationen, in denen ein Unfall unvermeidbar ist, erwarten wir Menschen vom autonomen Auto eine Entscheidung. Doch eine Dilemma-Situation lässt sich weder durch den Menschen noch durch die Maschine auflösen", erklärte Stadler.

Der Audi-Chef verwies darauf, im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz Chancen zu sehen und keine Ängste zu schüren. "Wir brauchen ein differenziertes Verständnis dafür, wie Künstliche Intelligenz unsere Arbeitswelt verändert", sagte er. Das Ziel sei ein perfektes Miteinander von Mensch und Maschine.