Dasing
Gedankensprünge in die Zukunft

10.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:39 Uhr

Foto: DK

Dasing (DK) Die Betreiber der Dasinger Western-City wollen mit dem Erlebnispark weitermachen, auch wenn nach dem verheerenden Brand viele Fragen noch offen sind. Die Karl-May-Festspiele finden dieses Wochenende bereits wieder statt.

Die Blutsbrüder reiten wieder! Knapp zwei Wochen nach dem katastrophalen Brand in der Dasinger Western-City bei Augsburg gehen die Karl-May-Festspiele an diesem Samstag weiter. Old Shatterhand und Winnetou werden rund um die Kulisse der Felsenburg in den Yuma-Bergen allerlei Abenteuer zu überstehen haben. Ebenso abenteuerlich sieht es rund um die Spielstätte zwischen B 300 und A 8 aus. Nichts wie Schutt und Asche sind von weiten Teilen der Western-Stadt geblieben, das vorläufige Ende einer Ära. "Wir wollen aber weitermachen", sagt Volker Waschk, neben Gabriele Amreith und Tessa Bauer einer der Betreiber des Erlebnisparks. Wie die Zukunft aussieht, steht freilich in den Sternen, zu viel ist kaputtgegangen. Der Schaden soll sich laut Polizei auf einen Millionenbetrag belaufen.

Gründer Fred Rai war im April 2015 gestorben, nun ist sein Vermächtnis zerstört. Die Belegschaft versucht derweil, so etwas wie Normalität einkehren zu lassen. Die Männer und Frauen arbeiten am Mittwoch still vor sich hin, als wäre es das Normalste der Welt, zwischen total verkohlten Holzbalken und wüsten Steinhaufen ihrer Tätigkeit nachzugehen. Drunten am Parkplatz stehen die rund 30 Pferde; wenigstens sie blieben bei dem Feuer unversehrt.

Die vom Einsturz bedrohten Mauern des Amerika-Museums und des Wohnhauses von Fred Rai sind inzwischen niedergerissen, damit herabfallende Teile niemanden verletzen können. Erinnerungsstücke liegen herum. "Viele ideelle Werte sind unwiederbringlich verloren gegangen", sagt Volker Waschk - darunter die erste Gitarre des Western-City-Gründers oder sein Kinderwagen und andere Zeitdokumente. Neben dem Schutt steht "Fred Rais Western-City-Dampf-Karousell". Die drei Holzpferde sind völlig unbeschadet, wo sie doch nur wenige Meter neben der Feuersbrunst standen. Wie sie da scheinbar zum Sprung ansetzen, wirken sie wie ein Symbol dafür, dass es irgendwie weitergehen muss. Seltsam, welche Zufälle das Leben manchmal spielt.

Zeitungsberichte liegen verstreut auf dem Boden, daneben eine angesengte Seite aus dem Fred-Rai-Buch "Wiedersehen im Paradies" mit einem Konterfei des Western-City-Gründers. "Da wird dir ein großer Teil deiner Existenzgrundlage unter den Füßen weggerissen", sinniert Waschk. Er wirkt müde, nachdem er seit dem 30. Juli Dutzende Male immer dieselbe Geschichte erzählen musste. Wie soll es weitergehen mit dem Erlebnispark und seinen rund 100 Mitarbeitern, rechnet man die Darsteller der Festspiele mit ein? "Wir haben natürlich eine Versicherung, aber bevor die Brandursache nicht feststeht, geht da gar nichts voran."

Drei Ermittler der Kripo sind auf dem Areal unterwegs und versuchen, genau das herauszufinden. Die meisten Spuren sind mittlerweile gesichert, die Befragung von Mitarbeitern und Zeugen dauert an. Wer hat Beobachtungen gemacht, die zur Klärung des Geschehens beitragen können? Die Spezialisten von der Brandfahndung bei der Kriminalpolizei Augsburg haben sich schichtweise durch den Dreck gewühlt und nach Auffälligkeiten gesucht.

Der Ausgangsort des Feuers war rasch gefunden: ein Heulager. Kann ein technischer Defekt der Auslöser gewesen sein? Oder eine glimmende, achtlos weggeworfene Zigarettenkippe? Finden sich irgendwo Reste eines Brandbeschleunigers, die auf vorsätzliche Zündeleien hindeuten könnten? Die Polizei gibt sich zurückhaltend, was solche Fragen betrifft, weil viele Fakten weiter fehlen. "Wir müssen auf Gutachten vom Landeskriminalamt warten, bei einem Brand von dieser Größenordnung dauert das länger", erklärt Isabel Deubler vom Polizeipräsidium Schwaben-Nord und bittet um Geduld. "Wir melden uns, sobald es Neuigkeiten gibt."

Ungeduldig geben sich indes die Betreiber der Western-Stadt, weil sie die Festspiele schnellstmöglich fortsetzen wollen. "Die Arena ist zum Glück verschont geblieben", sagt Volker Waschk. "Aber wir haben noch keinen Strom." Das war am Mittwoch. Gestern kam dann die erlösende Nachricht, dass die Versorgung für die Vorstellungen ab Samstag und Sonntag sichergestellt sei. "Die Spielzeit läuft regulär weiter bis zum 17. September, immer samstags um 16 und um 20 Uhr, sowie sonn- und feiertags um 17 Uhr." Inzwischen stehen zwei Zelte unterhalb der Kulisse, zwei Verkaufsstände kommen noch dazu, um dem Publikum in den Pausen gastronomisch etwas bieten zu können. Das alljährliche Kinderferienlager bleibt heuer dagegen verwaist. "Normalerweise ist der August unser wichtigster Monat, aber so wie es hier aussieht, können wir das niemandem zumuten."

Einen Lichtblick in diesen schweren Zeiten gibt es dennoch: die enorme Hilfsbereitschaft. "Ganz viele Menschen haben uns Unterstützung angeboten", sagt Volker Waschk. "Das hat uns überwältigt." Mitbetreiberin Tessa Bauer hatte eine Liste mit dringend benötigten Dingen ins Internet gestellt, im Nu meldeten sich großzügige Spender. Eine Pfadfindergruppe aus Friedberg bot gar an, beim Beseitigen des Brandschutts zu helfen. "Gefreut hat uns das schon, auch wenn es nicht geht, mit den vielen Scherben und Nägeln." Das Betreiber-Trio lässt sich jedenfalls nicht kleinkriegen: "Wer durch die Schule von Fred Rai gegangen ist, der gibt nicht so schnell auf", sagt Gabriele Amrhein.