London
Der Humor ist ihm geblieben

Michael York feiert seinen 75. Geburtstag und hadert nicht mit seiner schweren Krankheit

26.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

London (dpa) Als draufgängerischer, aber recht naiver D'Artagnan wurde Michael York im Jahr 1973 mit der Komödie "Die drei Musketiere" berühmt. Gedreht wurde die Trilogie mit Stars wie Charlton Heston, Richard Chamberlain, Faye Dunaway und Raquel Welch im Spanien der Franco-Diktatur. "Wir verbrachten den ganzen Sommer im Sattel. Ich war noch nie in meinem Leben so fit, mit all dem Reiten, Laufen und Duellieren", sagte York dem "Venice Magazine".

In den 70er-Jahren feierte York seine größten Erfolge, mit "Cabaret" etwa schon ein Jahr vor dem Durchbruch als Musketier und mit Agatha Christies "Mord im Orient-Express" ein Jahr danach. Angeschlagen von der seltenen Krankheit Amyloidose, einer Blutstörung, feiert der charmante Brite nun heute seinen 75. Geburtstag zusammen mit Ehefrau Pat, mit der er seit mehr als 40 Jahren in Los Angeles lebt.

Aufgewachsen ist York in einem englischen Dorf, schon in der Schule engagierte er sich in der Theatergruppe. Nach dem Studium in Oxford trat er dem Nationaltheater von Laurence Olivier bei, wo der Regisseur Franco Zeffirelli ihn in Shakespeares "Viel Lärm um Nichts" neben Maggie Smith ("Downton Abbey"), Ian McKellen ("Herr der Ringe") und Lynn Redgrave ("Peter Pan") entdeckt.

1967 lud ihn der Starregisseur mit einer Gruppe von Nachwuchsschauspielern nach Rom zum Vorsprechen ein. "Wir sagten, wir mögen uns so sehr, dass es egal ist, wer den Job bekommt. So ein Schwachsinn", amüsierte sich York in einem Interview mit "Venice". Er hatte Glück und wirkte in der preisgekrönten Shakespeare-Verfilmung "Der Widerspenstigen Zähmung" neben Richard Burton und Elizabeth Taylor mit.

1972 erhielt er die Rolle als bisexueller Brian Roberts in Bob Fosses Oscar-gekröntem Filmmusical "Cabaret". Doch erst, als York in München zu Drehbeginn das Buch las, hatte er realisiert, dass Liza Minellis überdimensionale Figur der Sally Bowles und Joel Grey als Conferencier des Nachtklubs alle Szenen dominieren werden. "Brian war praktisch unsichtbar! Alle wirklich extrovertierten, fabelhaften Charaktere kreisten um ihn herum." York nahm daraufhin seinen ganzen Mut zusammen und bat Bob Fosse, seine Rolle aufzupeppen - mit Erfolg.

Die unterhaltsame Mischung aus Slapstick und Schwertkampf "Die drei Musketiere" entstand später auch, weil Regisseur Dick Lester die Schauspieler ermutigte, ihre eigenen Stunts zu drehen. "Jung und dumm, wie wir waren, wollten wir es sowieso machen. Und am zweiten Tag war mein Double verletzt und ich sprang für ihn ein. Wir sind mit vielem davongekommen." Es folgten Hauptrollen in den Sci-Fi-Filmen "Flucht ins 23. Jahrhundert" und "Die Insel des Dr. Moreau"; später war er in den "Austin Powers"-Parodien zu sehen sowie in der Rosamunde-Pilcher-Serie "Vier Jahreszeiten".

Wegen seiner Erkrankung arbeitet York mittlerweile kaum noch als Schauspieler. Es begann 2009, sagte er dem "Telegraph": "Ich bemerkte, dass ich unter meinen Augen dunkle Ringe bekam. Zuerst war ich in der Lage, sie mit Make-up abzudecken, aber es wurde wirklich offensichtlich." Zeitweise verlor er seine Stimme, eine Chemotherapie ließ seine Haare ausfallen, das Gesicht schwoll an. Nach vielen Fehldiagnosen stellten die Ärzte die Diagnose Amyloidose - eine Krankheit, die häufig tödlich verläuft. Doch York hatte Glück: Eine Stammzelltransplantation hilft ihm.

"Ich bin begnadigt worden", sagte er dem "Guardian". "Ich weiß nicht, ob ich geheilt bin, weil es wiederkommen kann. Es ist wie Tag und Nacht, ich lasse mich wieder begeistern, kann reisen. Ich schaue nicht normal aus - ich könnte Make-up tragen, aber das sehe ich nicht ein. Wenn Leute danach fragen, kann ich es ihnen erklären." York hofft, dass die Augenringe irgendwann verschwinden. Bis dahin, scherzt er, sei er für Rollen als Mafiaboss zu haben - mit dunkelgetönten Brillengläsern.