Eichstätt
Mitten im Spannungsfeld

19-jährige Eichstätterin ist für ein Jahr in Jerusalem und berichtet von ihren Eindrücken

11.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:05 Uhr
Die 19-jährige Serafina Kommissari aus Eichstätt leistet derzeit einen einjährigen Freiwilligendienst an der direkt am Damaskustor gelegenen "Schmidt-Schule" in Jerusalem ab, wo christliche und palästinensische Schülerinnen unterrichtet werden. −Foto: oh

Eichstätt (DK) Die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, hat den Nahen Osten aufgewühlt. Mitten im Spannungsfeld Ost-Jerusalems, an der Schmidt-Schule, absolviert die 19-jährige Eichstätterin Serafina Kommissari seit August einen Freiwilligendienst. Die Schule mit ihren 560 sowohl muslimischen (75 Prozent) als auch christlichen Schülerinnen (25 Prozent) setzt sich seit 130 Jahren für Verständigung und Versöhnung der Religionen ein.

Doch die aktuellen Ereignisse gehen nicht spurlos an der Schule vorbei - allein schon, weil die Schmidt-Schule direkt am Damaskustor, einem der wichtigsten historischen Zugänge zur ummauerten Altstadt von Jerusalem liegt. Von dort berichtet Serafina Kommissari von ihren Eindrücken:

Am Mittwoch rief die Hamas zu drei Tagen des Zorns auf. Dieser Aufruf zu Gewalt hatte vor allem Auswirkungen im Ostteil Jerusalems, also im arabisch geprägten Teil der Stadt. Brennpunkte waren hier insbesondere die Altstadt mit der Gegend rund um den Tempelberg und das Damaskustor. Am Donnerstag gab es kleinere Proteste vor dem Damaskustor; die protestierenden Palästinenser stimmten Sprechchören an und schwenkten palästinensische Flaggen. Die Israelis haben sehr viel Militär in Jerusalem zusammengezogen. Vor allem am Damaskustor aber auch in der Straße vor der Schmidt-Schule, der Nablus Road, da diese eine wichtige Verbindung der beiden wichtigen Busbahnhöfe in Ost-Jerusalem darstellt. Da niemand sicher sein konnte, wie diese Proteste verlaufen würden, blieb unsere Schule sicherheitshalber am Donnerstag geschlossen. Uns Volontären wurde geraten, am besten den Tag auf dem Gelände der Schule zu verbringen. Für Freitag waren, aufgrund der muslimischen Freitagsgebete auf dem Tempelberg, die Sicherheitsvorkehrungen nochmals verschärft worden und es gab dann auch wieder Protestierende, die, nachdem sie mittags zum Beten auf den Tempelberg gekommen waren, in Richtung Damaskustor zogen.

Was mir an diesem Tag besonders auffiel, ist die Tatsache, wie "gierig" die Reporter teilweise darauf waren, dass tatsächlich etwas passiert. Um uns einen Überblick über die Situation zu verschaffen sind wir am Freitag auf das Dach des Paulushauses auf dem Gelände der Schmidt-Schule, das jedoch zum deutschen Pilgerhaus gehört, gegangen. Von dort erhielten wir den Eindruck, als ob fast genau so viele Pressevertreter wie Protestierende auf dem Platz vor dem Damaskustor standen.

Am Samstag war unsere Schule wieder geöffnet, und so hatte ich die Gelegenheit mit Mitarbeitern der Schule zu sprechen, die in der Westbank wohnen. In Bethlehem und Ramallah sei die Situation schon deutlich angespannter gewesen, wie mir eine Lehrerin berichtete, vor allem an den Checkpoints, also den Grenzübergängen zwischen Israel und der Westbank.