Walchsee/Tirol
Ausgebrannter Tesla steht fünf Wochen auf Parkplatz

Entsorgungsfirmen weigern sich, den Elektromüll zu verwerten

18.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:30 Uhr
Tina Blum
Im Schlussquartal 2018 stand unterm Strich ein Gewinn von 139,5 Millionen Dollar (121,5 Mio Euro). −Foto: Ng Han Guan/AP

Walchsee/Tirol (DK) Eines der Topthemen, das derzeit nicht nur die Politik, sondern auch viele Bürger beschäftigt und interessiert, ist die E-Mobilität. Eine Million Elektroautos sollen bis 2021 auf deutschen Straßen unterwegs sein. In Tirol brannte vor gut fünf Wochen ein Tesla nach einem Unfall vollständig aus. Dabei zeigt dieses Beispiel aus Österreich, dass noch einige Fragen in Sachen Entsorgung und Sicherheit von E-Autos im Raum stehen.

Wie der ORF berichtet, steht seit nun mehr als fünf Wochen das Wrack des Tesla von Dominik F. aus dem beschaulichen Walchsee in Tirol auf dem Parkplatz eines dortigen Abschleppunternehmens - ganz am Rande des Geländes. Denn der Betreiber befürchte Medienberichten zufolge, dass der Elektroschrott, besser gesagt der rund 600 Kilo schwere Akku des einstigen Luxuswagens, erneut Feuer fangen könnte.

Der Unfall Anfang Oktober

Am 4. Oktober hat Dominik F. aus Unachtsamkeit, wie er dem ORF gegenüber berichtet, die Kontrolle über seinen neuen Tesla verloren, sei von der Straße abgekommen und gegen einen Baum gekracht. Innerhalb von Sekunden brannte die Limousine komplett aus. Der Walchseer konnte sich mithilfe von anderen Autofahrern aus dem brennenden Auto retten. Zwei Wochen im Krankenhaus folgten. Die Feuerwehr konnte den Brand löschen, der Tesla - oder zumindest das, was von ihm übrig geblieben ist - wurde in einem Spezialcontainer in einer speziellen Flüssigkeit unter Wasser gesetzt. Ganze drei Tage blieb das E-Auto-Wrack darin liegen, bis es am Rande eines Parkplatzes eines Abschleppunternehmens abgestellt wurde.

Wohin mit dem Elektroschrott?

Wie aus dem Bericht des ORF hervorgeht, habe Tesla beim Kauf seines neuen E-Autos eine "problemlose Entsorgung zugesichert", sich dann allerdings nicht mehr gemeldet. Dafür habe man ihn an einen Partner verwiesen, der als zentrale Entsorgungsstelle in Österreich zuständig sei. Dieser habe jedoch auf Anfrage des ORF gesagt, dass er über keine Lizenz für die Abnahme von Tesla verfüge. Auch andere Entsorgungsfirmen in Tirol lehnten ab. Die meisten aus Angst, Unsicherheit und Ahnungslosigkeit über die Zusammensetzung des Tesla-Akkus, wie der ORF berichtet. Selbst Wissenschaftler des Lehrstuhls für Abfallverwertungstechnik in Leoben wussten nicht, wie mit diesem Sondermüll verfahren werden sollte.

Laut dem "Handelsblatt" habe sich Tesla mittlerweile dazu bereiterklärt, das ausgebrannte Wrack zurückzunehmen und zu entsorgen. Allerdings sei dieser Schritt erst auf Druck der Medien beschlossen worden, so der Betreiber des Abschleppunternehmens gegenüber dem "Handelsblatt". Tesla-Eigentümer Dominik F. habe sich über Wochen jedoch von dem US-amerikanischen Unternehmen im Stich gelassen gefühlt.

Kommentar

Von Tina Blum

Das Beispiel des ausgebrannten Tesla-Wracks in Tirol zeigt, dass noch dringender Klärungsbedarf über die Entsorgung von Akkus von Elektroautos besteht. Das Thema E-Mobilität verbreitet in großen Teilen der Bevölkerung nicht nur Neugierde und Interesse für diese neuen Technologien, sondern auch Unsicherheit und Ablehnung. Die fehlende Infrastruktur, die sich nicht nur in einem Mangel an Ladestationen äußert, bereitet vielen Sorgen und wird hitzig diskutiert. Der Fall aus Tirol zeigt auch, dass Zuständigkeiten und Verwertungsmöglichkeiten der Akkus und des Elektroschrotts noch nicht vollständig zu Ende gedacht wurden. Noch handelt es sich um Einzelfälle, doch von dem von der Politik erklärten Ziel, das E-Auto für alle auf den Markt zu bringen und es massentauglich zu machen, dürfte man noch meilenweit entfernt sein.  Mangelnde Lizenzen, die Sicherheitsfrage für die Fahrer und wie man mit dem Alt-Akkus und den darin enthaltenen giftigen und umweltschädigenden Substanzen verfahren wird, sollten erst gesetzt sein, bevor man mit Umstiegsprämien wirbt.

Tina Blum