Grant mit Zuckerbrot und Peitsche

Im ausverkauften Stadttheater

02.11.2015 | Stand 01.02.2017, 14:45 Uhr
»Bayern ist so urig!« Diese Sichtweise will Harry G den »Isarpreißn« austreiben, um den Freistaat wieder für sich zu haben. −Foto: Claus Woelke

Ingolstadt (dk) Im Grunde ist Harry G ein friedlicher Typ. Zumindest, solange er in seiner Boazn in Gotzing unter seinesgleichen hockt und gemütlich ein Bierchen nach dem anderen schlürfen kann. Doch zurück in München ist seine typisch bayerische Gemütlichkeit passé. Warum? Die Landeshauptstadt wird mehr und mehr zum Epizentrum einer besonders gefährlichen Gattung des Menschen: dem „Isarpreißn“ – ein Nichtbayer, der sich mit schlecht nachgeahmtem Dialekt und billiger Trash-Tracht im schönen München breitmacht.

Um diese Spezies und den Kampf gegen ihre Ansiedlung im Freistaat dreht sich das gleichnamige Programm „Isarpreiß“, mit dem Markus Stoll alias Harry G am Montagabend im ausverkauften Stadttheater gastierte. Und egal, ob sich der Comedian über seinen hochdeutschen Kollegen Arno aus Hannover lustig macht oder einen Tiroler beim Sex imitiert – die Zuschauer kommen gar nicht mehr aus dem Lachen heraus. Auch dann, wenn sie den ein oder anderen Witz schon aus den Videos kannten, die Harry G regelmäßig über die sozialen Netzwerke verbreitet.


Wer allerdings nicht aus Bayern kommt, sollte durchaus eine gewisse Portion Selbstironie zur Show des 36-Jährigen mitbringen. Als er etwa erfährt, dass einer seiner Zuschauer aus Braunschweig kommt, reagiert er nicht gerade charmant: „Braunschweig? Das ist doch mal richtig scheiße. Na dann, willkommen im Geberland!“

Dann überlegt er kurz, rümpft die Nase und verkündet, dass ihm direkt übel werde, wenn er diese ganzen „Preißn“ im Saal sehe. Er kramt einen Geldschein aus der Tasche und wedelt damit in der Luft. „Dir aus Braunschweig geb' i jetz' an Zwanzger, wennst di schleichst.“ Der betroffene „Zuagroaste“ lacht jedoch nur und bleibt sitzen – was Harry G nach der Pause wiederum mit einem T-Shirt belohnt. Zuckerbrot und Peitsche eben.

Auch, dass der ein oder andere Witz etwas anspruchsloser gerät – „Frauen gehen zum Yoga, weil man da Jogginghosen anhat und einen fahren lassen darf. Wir Männer kennen das Prinzip schon seit 30 Jahren, es heißt Sportschau!“ – scheint kaum jemanden zu stören. Man sieht darüber hinweg, denn schon im nächsten Moment versucht Harry G wieder, die Leute zum Nachdenken anzuregen. Etwa, indem er die Widersprüchlichkeit der Menschen aufdeckt, die mit ihrem SUV zum Bioladen fahren, um dort ihr Ökogemüse einzukaufen. Oder mit Witzen über angeblich ethisch-bewusste Veganer, die aber ihre Kleidung möglichst billig bei ausbeuterischen Modefirmen kaufen.

Mit viel Humor versucht der bayerische Comedian, diesen Menschen die Masken von den Gesichtern zu reißen und sie mit der unangenehmen Wahrheit zur konfrontieren. Und zur Auflockerung streut er dann wieder ein paar Witze über Katzen dazwischen.

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