Ingolstadt
Energieentladung im Gotteshaus

Erster Höhepunkt der Ingolstädter Jazztage: Gasandji begeistert das Publikum in der Kirche St. Augustin

26.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:38 Uhr

Ingolstadt (DK) Das Highlight in der Kirche erwies sich bei den diesjährigen Ingolstädter Jazztagen als wahre Erleuchtung.

Gasandji hat mit ihrer Musik und ihrer Persönlichkeit den Abend in der Kirche St. Augustin zu einem unvergesslichen Moment gemacht. Glücklicherweise ist sie im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe in Ingolstadt zu Gast – Weltmusik hat es bekanntermaßen leider sonst etwas schwer in dieser Region. Die im Kongo geborene und in Frankreich lebende Musikerin Gasandji Palashi Gahanga legt beim Singen ihre Seele auf die Zunge. Egal ob auf Französisch oder in ihrer Muttersprache Lingala – ihre Songs haben eine unglaubliche Energie, welche sich ihrer Ansicht nach in diesem Konzert noch durch den Geist in St. Augustin verstärkt. So geschieht, was nur selten in bayerischen katholischen Gotteshäusern passiert: Das Publikum lässt sich mitreißen, steht auf, klatscht mit, singt aus voller Inbrunst und lässt sich von der Musik beflügeln.


Gasandji ist in ihrer Wahlheimat Frankreich schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr – sie hat unter anderem für Lokua Kanza oder MC Solaar gearbeitet. In ihrer Musik treffen melancholischer Pop, Soul und der Sound ihrer Ahnen aufeinander. So kreiert die sympathische Sängerin eine ganz besondere persönliche Melange, die unter die Haut geht. Dafür sorgt nicht nur ihre eindringliche Stimme und das Herzblut, welches in all ihren Liedern steckt, sondern auch das Zusammenspiel mit Gitarrist Abdoulaye Kouyaté (virtuoser Sohn des ehemaligen musikalischen Bandleaders von Miriam Makeba) und Schlagzeuger Koto Brawa, der sein perkussives Setup bravourös beherrscht. Bereits das erste Lied, „Na Lingui Yo“, packt das Publikum und lässt es bis zum Ende nicht mehr los. Und selbst wenn vom musikalischen Aufbau her viele Songs ähnlich erscheinen – Gasandji transportiert über Sprachbarrieren hinweg ihre Aussagen über die Liebe, das Glücklichsein und den Frieden. „Maman ne m’a pas dit“ wird von Koto Brawa nur ganz zart mit Shaker und Bassdrum begleitet und für die 6/8-Ballade „Libela“ braucht es lediglich eine Kalebassen-Halbschale und einen Fingerring um den perfekten Groove zu erzeugen. Genauso wird die Nummer „Teléma“ mit einer Clave-Variation auf der Hihat zu einem rhythmisch mitreißenden Mitsing-Stück. Abdoulaye Kouyaté erweist sich als einfühlsamer Melodie-Begleiter, der ebenfalls mit solistischen Einlagen glänzen kann.

Und Gasandji lässt es richtig krachen: Nach den Standing Ovations am Ende des Konzerts gibt es noch eine minutenlange Improvisation mit tranceartigen Melodie- und Tanzeinlagen als Zugabe. Das ist gelebte Musik!