Ingolstadt
Zukunftsweisende Musik

Von Kuba bis in den Iran: Am Donnerstag startet das Weltenklang-Festival in Ingolstadt

09.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:35 Uhr
Libanesisch-deutsches Quartett: Die Band Maasa eröffnet das Weltenklang-Festival am Donnerstag im Kap94 in Ingolstadt. Sänger Rabih Lahoud ist für das neue Album der Gruppe, "outspoken", für den Echo Jazz 2018 in der Sparte "bester nationaler Sänger" nominiert. −Foto: Debus, Pehl

Ingolstadt (DK) Musikalischer Weltenflair liegt im April über der Stadt, in der ohnehin schon zahlreiche Menschen aus den unterschiedlichsten Weltregionen leben.

Ausgangspunkt für das Erleben von Musik der verschiedenen Ethnien mit dem Blick auf ihre Besonderheiten ist zum vierten Mal das Weltenklang-Festival mit Zentrum in der Halle neun am Hauptbahnhof. Für den Organisator Matthias Neuburger gestaltet sich diese vierte Auflage des Festivals nicht weniger spannend als die Startphase im Jahr 2015. Im Gespräch gibt er Einblicke in die Hintergrundarbeit.

Herr Neuburger, das Weltenklang-Festival startet am Donnerstag in seine vierte Auflage. Heißt das, dass sich dieses Festival nach der spannenden Anfangsphase inzwischen etabliert hat.

Matthias Neuburger: Ja - allerdings unter der Voraussetzung, dass manche Dinge ein Stück Weg brauchen, um sich zu etablieren. Aber von der Tendenz ist es auf dem absolut richtigen Weg. Wenn man schaut, wie es praktisch aus dem Nichts geschaffen wurde, dann sind wir schon fast auf einer anderen Ebene.

Der Begriff Weltenklang lässt sich sehr vielfältig interpretieren. Was steckt für Sie als Veranstalter dahinter.

Neuburger: Der Name kommt von Charly Böck. Er hat mir auf Anhieb gut gefallen, weil damit zum Ausdruck kommt, dass die Welt sich in Ingolstadt die Ehre gibt. Ich sehe darin Musik als ideales Medium, um über ethnische Grenzen hinweg die Menschen anzusprechen. Alles in der Welt ist am zusammen wachsen, allerdings ohne sich dabei recht zu verstehen. Solche Festivals werden immer wichtiger, um Abgrenzungen vorzubeugen.

Was war heuer die Richtschnur für die Auswahl der Musiker.

Neuburger: Es gibt immer ein paar Maßgaben, die zunächst mit den verfügbaren Örtlichkeiten zu tun haben. Das Festival nomadisiert quasi durch die Stadt - wie auch manche Völker, die unterwegs sind. Für solche Orte muss man entsprechende Veranstaltungen konzipieren, etwa die Klosterkirche im Gnadenthal mit dem großen Wohlwollen der Schwestern dort. Musik muss sich in diesem sakralen Raum durch Atmosphäre auszeichnen, was die persisch-mongolischen Gruppe Sedaa ohnehin verspricht. Im Kap94 spielt das libanesisch-deutsche Ethno-Jazz-Quartett Masaa. Vor allem im Jazz ist die Weltmusik schon zu Hause. Jazz ist eine globale Art, Musik zu verstehen und zu betreiben. Die Formation ist nominiert für den Echo-Jazz.

Die Musiker kommen aus Palästina, dem Libanon, Kuba, den Kapverden, Iran und der Mongolei. Wo bleiben die anderen Weltregionen, beispielsweise von der Südhalbkugel. Ist das noch eine Aufgabe für die Zukunft.

Neuburger: Die Südhalbkugel ist musikalisch ganz interessant und wird in einem der folgenden Festivals eine Rolle spielen. Aber wir können nicht den ganzen Globus abdecken. Wir suchen nach Acts, die nicht diese typische Weltmusik der vergangenen Jahrzehnte sind. Dabei geht es sowohl um die authentische Herkunft der Musik aus der Folklore als auch um ihre Weiterentwicklung. Diesen Bogen spannen wir jedes Jahr.

Palästina, der Libanon, Iran - das sind ja auch Brennpunkte des politischen Weltgeschehens. Hat das Weltenklang-Festival eine politische Dimension.

Neuburger: Ich glaube, dass nichts unpolitisch ist - vor allem Kunst nicht. Ich glaube zudem, dass im Sinne der Völkerverständigung mit Kunst vieles zu machen ist. Das hat logischerweise auch eine politische Dimension. Im Nahen Osten mag es immer mehr Vorurteile geben und um dem irgendwie entgegen zu wirken ist Kunst ein wichtiges Mittel.

Der Handpan-Workshop mit Charly Böck am 20. April und auch ein Zusatzkurs sind bereits ausgebucht. Ist das ein Zeichen, dass das Veranstaltungskonzept gut bei den Leuten ankommt.

Neuburger: Ich würde es vorsichtig so auch sagen. Natürlich muss man auch sehen, dass das nicht bei allen der Fall ist. Das Festival hat sich so entwickelt, dass wir es geschafft haben, einige hier völlig unbekannte Musiker den Ingolstädtern anbieten und die nehmen das Angebot interessiert an.

Der Ingolstädter Jazzförderpreisträger Charly Böck ist mehrfach eingebunden in das Weltenklang-Festival. Wie wichtig ist denn diese Zusammenarbeit mit ihm.

Neuburger: Ich würde sagen, er ist der Pate der Weltmusik in Ingolstadt. Für mich als Programmverantwortlichen ist es wichtig, von ihm immer wieder kundigen Rat einzuholen. Und das schon vom ersten Mal an. Charly Böck liefert immer auch einen festen eigenen Beitrag zu dem Festival.

Der Weltenklang geht diesmal am 26. April mit der Gruppe Sedaa an die Realschule in Manching. Ist das ein neuer Entwicklungsbereich - weg von den gewohnten Locations der Stadt, rein in die Region und hin zu den jungen Leuten.

Neuburger: Damit haben wir schon im vergangenen Jahr angefangen und es war klar, dass wir wieder so etwas an einer Schule anbieten. Musik und das Weltenklang-Thema hat sicherlich auch einen pädagogischen Auftrag. Wir gehen diesmal raus aus der Stadt und wir werden auch künftig die Schulen wechseln.

Auf was freuen Sie sich am meisten beim diesjährigen Weltenklang-Festival.

Neuburger: Das ist eine ganz schwierige Frage, weil ich überall mitfiebere. Aber ich finde es sehr spannend, was diese vier Burschen aus Palästina von 47Soul machen. Die sind speziell für junges Publikum etwas, auch wenn das Zielpublikum des Festivals die älteren kulturinteressierten Menschen mit einschließt. Wichtig ist uns in diesem Fall, auch die Leute aus den arabischen Ländern, die bei uns sind, dafür zu interessieren.

Die Fragen stellte Lorenz Erl.

Karten im Vorverkauf gibt es bei den DK-Geschäftsstellen.