Wien
Grausame Zeiten

ZDF-Dreiteiler über Maximilian I.

28.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr

Maximilian (Jannis Niewöhner, r.) bespricht sich mit Wolf von Polheim (Stefan Pohl). - Foto: Kiennast

Wien (DK) "Maximilian: Das Spiel von Macht und Liebe" - das klingt ein wenig nach schwülstig-verstaubtem Historien-Epos. Ist es aber nicht. Verantwortlich dafür ist der Mann, der vor Jahren dem ZDF mit "Das Wunder von Kärnten" bereits einen Emmy beschert hat, mit "Spuren des Bösen" eine herausragende Krimiserie in Szene setzt und hier vorführt, wie man Historisches aufregend-modern erzählen kann: Andreas Prochaska.

Sein bildgewaltiger Dreiteiler über aufstrebende Potentaten erzählt die Geschichte, die das Reich der Habsburger begründet hat. Schade nur, dass das ZDF nicht mutig genug war, das Spektakel auch zur besten Sendezeit auszustrahlen. Es läuft nun an drei aufeinanderfolgenden Abenden jeweils ab 22 Uhr.

Der Film basiert auf historischen Ereignissen und widmet sich einer bisher filmisch noch kaum erschlossenen, aber hochspannenden Zeit. Es gibt drei wesentliche Schauplätze: Gent, den Wiener Hof und den Sitz von Ludwig XI. von Frankreich. 1477 stirbt Karl der Kühne, Herrscher des Hauses Burgund, in der Schlacht um Nancy. "Der Herzog ist tot! Es lebe die Herzogin!" heißt es am Genter Hof - doch als Frau kann Maria von Burgund nicht herrschen, nur ein Mann darf regieren. So muss die Erbin heiraten. Am Wiener Hof weiß Friedrich III., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, dass der Reichtum Burgunds der Schlüssel zur Macht ist. Er will, dass sein Sohn Maximilian Maria ehelicht.

Auch Friedrichs Gegenspieler, Ludwig XI. von Frankreich, plant, seinen Sohn mit der Herzogin zu verheiraten. Gleichzeitig trachtet er Maximilian nach dem Leben. Der entkommt den Anschlägen, weigert sich aber, Spielball politischer Ambitionen zu sein und die Notlage einer jungen Frau auszunutzen. Als Maria immer mehr unter Druck gerät und einwilligt, den französischen Thronfolger zu heiraten, obwohl der noch ein Kind ist, entwickelt Maximilian einen Plan. Es ist der Beginn einer Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die sich nicht fügen wollen, aber erkennen, dass sie nur gemeinsam überleben können.

60 Burgen, Schlösser, Kreuzgänge, 3000 Komparsen, 550 Pferde, 800 Kostüme und 100 Rüstungen bilden die Kulisse für den Dreiteiler. Die Besetzung ist exzellent: Jannis Niewöhner, 2015 auf der Berlinale zum Eu-ropean Shooting Star gekürt, und die Französin Christa Théret sind Maximilian und Maria. Tobias Moretti gibt Kaiser Friedrich III., Jean-Hugues Anglade seinen Kontrahenten Ludwig XI., in weiteren Rollen sind Sebastian Blomberg, Fritz Karl, Martin Wuttke und Sylvie Testud zu sehen.

In "Maximilian" trifft österreichisches Mittelalter auf flämische Renaissance, verarmtes Rittertum auf florierenden Handel und politische Taktik auf Emotionen - das alles hat Andreas Prochaska nach einem Drehbuch von Martin Ambrosch geschickt miteinander verbunden. Und dass man Schlachten nicht immer mit blutrünstigen Bildern zeigen muss, dass ein paar wenige, gemäldeartige Impressionen reichen, um enorme Wirkung zu erzielen, das führt der Regisseur beim großen Finale vor. Doch davor liegen knapp viereinhalb spannende Stunden, die sich lohnen.

ZDF, So. 1., Mo. 2., Di. 3. Oktober, 22 Uhr und die Doku "Maximilian: Der letzte Ritter" So., 1. Oktober, 23.30 Uhr.