Weimar
Witzig und spannend

Launiger "Tatort" aus Weimar

09.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr

Kira Dorn (Nora Tschirner) und Fritte (Andreas Döhler) auf der Flucht in dem "Tatort"-Krimi "Der kalte Fritte". - Foto: MDR

Weimar (DK) Eher düster ging es in den letzten Wochen im "Tatort" zu. Jetzt darf wieder geschmunzelt werden. Nora Tschirner, in einer "Playboy"-Umfrage gerade zur beliebtesten Ermittlerin der Reihe gekürt, und Christian Ulmen sorgen als Kira Dorn und Lessing (der Mann ohne Vornamen!) für witzig-spannende Unterhaltung.

Der "Tatort: Der kalte Fritte" führt die Kommissare, die sich privat Sorgen um die psychische Entwicklung ihres Sohnes machen müssen, in die Bauhaus-Universität Weimar.

"Hirn, Herz, Hoden" - drei Schüsse haben Milliardär Sassen getroffen. Jetzt ist er tot. "H, H, H ... Ein Clown" scherzt Frau Dorn am Tatort. Dort gibt es eine zweite Leiche. Denn Sassens Frau Lolo hat den Mörder, den finnischen Auftragskiller Petteri Salokangas, in Notwehr niedergestreckt. Kurz darauf beobachtet Lessing die junge Frau, wie sie im von "Fritte" Schröder geführten Bordell "Chez Chériechen" Arbeit sucht. Dessen "Frittes" Bruder Martin betreibt mit seiner Frau Cleo einen finanziell maroden Steinbruch. Der ist einer von zwei möglichen Standorten für das geplante "Goethe-Geomuseum". Doch Sassen wollte der Stadt ein Grundstück in Weimars bester Lage für das Museum schenken? Ein Motiv? Eine weitere Spur führt zu Architekturprofessor Ilja Bock, Vorsitzender der Jury, die über den Standort entscheidet. Der hat eine Affäre mit seiner Jugendliebe Cleo. Und auch "Fritte" mischt beim Grundstückspoker kräftig mit.

Sehr launig geht es zu in dieser Krimikomödie: Udo, Vater des Kommissariatsleiters Kurt Stich, zeigt sich als liebes- und lügentoller Rentner, Lessing muss bei der Kita-Erzieherin vorsprechen, Kira tanzt im Sexy-Outfit im Bordell vor und Architektur-Papst Bock erweist sich als ebensolcher. Das bringt Schwung in den Film, der Wortwitz ist gewohnt gut und das Duo Dorn und Lessing spielt sich wieder munter die Pointen zu. Nur ernst nehmen darf man das, was da von Autor Murmel Clausen aus Weimar kommt, nicht. Ein konventioneller Krimi sieht anders aus. Dieser "Tatort" lebt weniger von der Spannung als vom trockenen und überdrehten Witz.

Beim großen Finale unter Brüdern geht es dann gehörig zur Sache - aber stets mit Augenzwinkern. Die Story ist clever gebaut, die Nebenhandlungen haben Bezug zur Geschichte. Die Inszenierung von Titus Selge ist durchdacht, spielt gekonnt mit Einstellungen und Perspektiven und steckt voller hübscher Details. Die alle wahrzunehmen erfordert hohe Aufmerksamkeit. Die Besetzung ist stimmig und bietet frische Gesichter - von Ruby O. Fee als Lolo über Andreas Döhler als "Fritte" bis Hermann Beyer als Stichs Vater.

 

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.