Von Mobbing und Machtkämpfen

08.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:58 Uhr

Ingolstadt (DK) "Flaschendrehen" im Katharinen-Gymnasium. Und natürlich trifft es wieder sie, die Außenseiterin. Denn statt des erwarteten Kusses landet ein Mohrenkopf in ihrem Gesicht. Hohngelächter der anderen, heulende Verzweiflung bei ihr. Doch keine Angst, sie wird sich wehren. Und das junge Auditorium quittiert ihren Rachecoup mit befriedigtem Applaus.

Mobbing, Machtkämpfe, Gemeinheiten im Klassenverband sind fast durchwegs das Thema der sechs Kurzfilme, die Schülerinnen und Schüler Ingolstädter Schulen in der Harderbastei präsentierten. Unter professioneller Anleitung von Autoren und Regisseuren (Monika Bittl, Sabine Brodersen, Beatrice Doss, Matthias Kiefersauer, Christian Lerch und Martin Thau) hatten sie in den Schulworkshops der Literaturtage ihre Streifen zum Thema "Außenseiter" entwickelt – realistische, pointierte, humorvolle Filme aus der eigenen Erlebniswelt. Mag man auch erschrocken sein über die Gnadenlosigkeit des Schüleralltags, ein Erlebnis sind die Filme inklusive Happy End.

Schön auch: Schulform und Alter schafften keine Wertungsgrenzen. Egal ob Förderschule oder Gymnasium – mit unglaublicher Kreativität stellten sich die jungen Filmer ihrer Aufgabe. So lieferten die fünften Klassen der Herschel-Schule eine bezaubernde Geschichte, in der Kids mit aufgeklebten Schweinenasen oder -ohren, Hasenzähnen oder dick gepolsterten Hinterteilen eine frohe Außenseiter-Party auf die Beine stellen – übrigens die einzige Produktion mit "Kostüm".

Ein "Stummfilm" dagegen von der Johann-Michael-Sailer-Schule: Schrift statt Worte machten die Geschichte vom gemobbten Punk nur spannender. Die Johann-Nepomuk-von-Kurz-Schule punktete mit einer lebendigen Story vom Klassenleben, in dem es für einen Rollstuhlfahrer zur bösen Sache geht, und Reuchlin- und Katharinen-Gymnasium verfilmten Konkurrenz und Eifersucht, mündend in böse Streiche. Ganz anders präsentierte sich das Gnadenthal-Gymnasium. Das aus sieben geschriebenen Drehbüchern ausgesuchte Stück handelt von einer jungen Wohnsitzlosen, die ihrem Schicksal entschlossen eine Wende gibt. Viele Außendrehs, Standleute auf dem Wochenmarkt als Ko-Schauspieler und die professionelle Dreh-Unterstützung durch Paf-Netz machten den Film zum wunderbaren "Außenseiter".

Schade nur: Kaum "unbeteiligtes" Publikum, weder Eltern, noch Lehrer, noch sonstige Interessierte, hatten den Weg zum öffentlichen Filmabend gefunden.