Unterpindhart
Bayerische Comedy neu interpretiert

Der Hallertauer Kleinkunstpreis geht in diesem Jahr an den Kabarettisten Martin Frank

05.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:11 Uhr

Landei trifft Stadtmensch: Pointensicher und mit sympathischer Authentizität überzeugt Martin Frank das Publikum. - Foto: Zurek

Unterpindhart (DK) Der Kampf um das glänzende Gleisstück ist entschieden. Die Trophäe des Hallertauer Kleinkunstpreises geht im 22. Jahr an den Kabarettisten Martin Frank, der mit seiner ureigenen Interpretation von bayerischer Comedy Fachjury und Publikum überzeugte.

Schon gleich zu Beginn des Wettbewerbs machte sich eine "Bombenstimmung" im Zuschauerraum der Hallertauer Kleinkunstbühne in Unterpindhart breit. Verantwortlich dafür war ein Koffer. Respektive dessen haariger Inhalt. Mithilfe der Perücken mutierte Wolfgang Krebs als Moderator des Abends mal zum selbstverliebt glucksenden Seehofer, mal zum rhetorisch irrlichternden Stoiber oder zum unerschütterlich fränkelnden "Alphatier" Söder, die sich als Politiker jeweils zwerchfellerschütternd die Blöße gaben.

Derart eingestimmt erlebte das Publikum einen spannenden Wettbewerb, an dessen Ende sich Martin Frank einen klaren Sieg und die 1500 Euro Preisgeld, ausgelobt von der Hallertauer Volksbank, errang. Für den Youngster unter den vier Kandidaten - geboren 1992 in Hutthurm (Landkreis Passau) - ist das Gleisstück der Hallertauer Bockerlbahn nicht die erste Trophäe. Von Auftritten unter anderem im "Schlachthof" des BR bekannt, hat der gelernte Standesbeamte und Schauspielstudent schon etliche Preise - darunter den Goldenen Stuttgarter Besen 2017 (Jurypreis) gewonnen.

Gegen das Lampenfieber hilft Frank die Wettbewerbserfahrung offenbar nicht, gesteht er doch vor und während seines zwanzigminütigen Auftritts "sehr, sehr nervös" gewesen zu sein. Und das, obwohl er schon seit seinem 15. Lebensjahr auf der Bühne steht. Inspiriert, eigene Texte zu schreiben wurde der damalige Laiendarsteller von Monika Gruber, die sich eines Tages in seinem Heimatdorf die Ehre gab. "Die ersten Versuche waren furchtbar", meint er selbstkritisch.

Inzwischen hat Frank im bodenständigen, naiven Bauernbub, der nicht aufs Maul gefallen ist, ein ideales Alter Ego gefunden. Sein kabarettistisches Thema: Landei trifft auf Stadtmensch. Originell, pointensicher und mit sympathischer Authentizität poliert er das vermeintlich abgegriffene Sujet auf. Wie er dabei eine imaginäre Hennen-Bestattung mit einem "Requiem" (quasi von Händel fürs Hendl) abrundet, zeigt ein weiteres Potenzial dieses begabten Burschen, der vom klassischen Gesangsstudium träumt. Ausspielen möchte er sein Talent verstärkt in seinem neuen Programm, das bereits in Arbeit ist. Zu erleben in der neuen Saison auf der Hallertauer Kleinkunstbühne.

Stärkster Konkurrent im Reigen der Kandidaten war für den Preisträger Henning Schmidtke aus Köln. Der Kabarettist, Musiker und Autor punktete mit einer Mischung aus beeindruckenden Parodien von Grönemeyer über Lindenberg bis Bohlen und ausgefallenen Interpretationen wie dem Erl-König-Rap.

Die Neurosenheimer - ein fröhliches Quartett bestehend aus Tobias Hegemann, Katrin Stadler, Marita Gschwandtner und Katrin Zellner nahmen mit selbst geschriebenen bayerischen Liedern nach dem Motto "A bisserl blemblem" verschmitzt die Neurosen ihrer Zeitgenossen aufs Korn. Sie schafften es nicht zuletzt dank einer augenzwinkernden Hymne auf den "Kleinkunstpreis" auf Platz drei.

Witzig, aber am Ende nicht zündend genug für einen Platz auf dem Treppchen waren die Beobachtungen von Kabarettist Kurt Knabenschuh (geboren als Uwe Kleibrink) aus Wuppertal. Der schöpfte aus dem Quell alltäglicher Begegnungen und ließ sich mal mit, mal ohne Banjo über nervige Zeitgenossen aus, wie sie jeder kennt. Seine persönliche Hitliste umfasste "Öko-Muttis", "Rentnergangs" und den Typus Business-Man gleichermaßen.