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Zwei Städte, zwei Fotografen, eine Ausstellung - Bilder aus Ingolstadt und Kragujevac

12.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:54 Uhr
Hubert Klotzecks Fotoreportage über Kragujevac ist größtenteils in Schwarz-Weiß gehalten. −Foto: Foto: Klotzeck

Ingolstadt (DK) Die Gemeinschaftsausstellung "Begegnungen" des gebürtigen Ingolstädter Fotografen Hubert Klotzeck und seines serbischen Kollegen Predrag Cile Mihajlovic in der Galerie im Stadttheater Ingolstadt besticht vor allem durch die offensichtliche Unterschiedlichkeit in den Sichtweisen der beiden Künstler.

Dass Fotografie nie die Abbildung von Realität, sondern nur Interpretation einer Wirklichkeit ist, fällt hier besonders ins Auge.

Die Ausstellung ist das Ergebnis eines Austausches zwischen den Partnerstädten Ingolstadt und dem serbischen Kragujevac. Sie entsandten zwei Fotografen in die jeweils andere Stadt. Predrag Cile Mihajlovic (Jahrgang 1955) konzentrierte sich bei seinen Streifzügen durch Ingolstadt auf die Vorderseiten der Stadt, postkartentaugliche Ansichten, die jeweils sonnige Seite der Straße. Dabei gelang es dem Fotografes des Nationalmuseums in Kragujevac immer wieder, Perspektiven einzunehmen, die leicht aus der gewohnten Blickachse gerückt sind. Und so kann auch das hiesige Publikum mit einem neuen Blick auf Altbekanntes sehen. So setzt Mihajlovic etwa mit langer Brennweite vom Pfeifturm aus die Figur der Justizia vom Giebel des Alten Rathauses perspektivisch mitten auf den Stadtplatz. Vor allem aber zeigt er sonnenbeschienene Fassaden vor blauem Himmel, pittoreske Häuserreihen und Bürgefest-Szenen. Seine Bildauswahl sei eine "Hommage an die Schönheit der Stadt", wie der Fotograf es formulierte.

Klotzecks Herangehensweise an die Aufgabe Kragujevac war eine andere. Er selbst spricht von einem "melancholischen, nostalgischen Blick", den er auf die einstige serbische Hauptstadt angewandt habe. Während sich Mihajlovic bewusst auf die Schauseiten konzentriert, blickt Klotzeck auf die Rückseiten der Stadt. In kontrastreichem Schwarz-Weiß präsentiert er aufgelassene Industriebauten, verlassene Hinterhöfe, vergilbte Häuseransichten. "Unorte" nennt er diese Plätze. Auch wenn diese Bilder vermutlich nie in einem Werbeprospekt von Kragujevac Verwendung finden werden, sind Klotzecks Fotos nicht denunzierend. Sie machen die Geschichten spürbar, die an diesen Orten geschehen sind, und erzählen damit auch etwas von den Bewohnern Kragujevac', auch wenn die Bilder der Serie im Wesentlichen menschenleer sind.

In einem kleineren, dritten Teil der Ausstellung sieht sich der Besucher schließlich den Menschen aus Kragujevac gegenüber. In einer eindrücklichen Portätserie zeigt Klotzeck sie weitwinklig in ihrem Alltagsumfeld. Ganz offen blicken sie dem Ausstellungsbesucher entgegen. Hier vollzieht sich die Begegnung von Ingolstadt und Kragujevac im Blick des Ausstellungsbesuchers und der Entgegnung aus der Partnerstadt.

Die Ausstellung "Begegnungen" ist noch bis 29. April in der Galerie im Stadttheater zu sehen (Donnerstag bis Sonntag, 12 bis 18 Uhr). Der Eintritt ist frei. Ab 5. Mai werden die Bilder in der Galerie der Universität Kragujevac gezeigt.

Johannes Hauser