Schrobenhausen
Unterhaltsam

21.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:19 Uhr

Der bekannte Gambist Jakob David Rattinger leitet die Tage der Barockmusik - Foto: Feichtenberger

Schrobenhausen (DK) Alte Musik kann sehr komisch sein. Auch wenn sich das noch nicht überall herumgesprochen hat und viele Leute noch glauben, es gehe um musikalische schwer verdauliche Kost für eine hochgebildete Minderheit. Denn auch im Barockzeitalter wurde bereits viel gelacht – etwa in der Oper.

Der Großmeister des satirischen Musiktheaters war dabei der in Sachsen geborene und später in London wirkende Komponist John Frederick Lampe (1703–1751). Bei den Tagen der Barockmusik in Schrobenhausen (6. bis 12. September) wird seine berühmteste Oper im Mittelpunkt stehen: „The Dragon of Wantley“.

Kaum ein anderes Werk in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war in London ein solcher Publikumserfolg, nicht einmal die berühmten Opern von Georg Friedrich Händel oder die populäre „Beggars Opera“, die später Vorbild für Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ wurde. Bei den Tagen der Barockmusik wird allerdings eine bearbeitete und auf Deutsch übersetzte Version gezeigt mit dem Titel „Der Drache von Schrobenhausen“. Sicherlich ein Riesenvergnügen.

Für Jakob David Rattinger, dem künstlerischen Leiter des Festivals, das in diesem Jahr bereits in die sechste Runde geht, ist die Unterhaltsamkeit der klassischen Musik von zentraler Bedeutung: „Wir wollen ein Bewusstsein schaffen für den Wert, die Schönheit, die Intensität dieses kulturellen Erbes. Und das kommt beim Publikum immer besser an.“ Mit seinem Konzept ist Rattinger bisher sehr erfolgreich. So waren im vergangenen Jahr sämtliche Konzerte des Festivals ausverkauft.

Auch eine weitere Veranstaltung des Festivals ist eher humoristischer Natur: ein Abend mit Commedia dell’Arte. Für das Festival hat das Theater Narrattak speziell ein Stück für Schrobenhausen geschrieben, allerdings streng nach den Regeln dieser Theaterform.

Neben diesem eher unmusikalischen Gastspiel stehen noch zwei spannende Konzerte auf dem Programm. In einem nur etwa 40-minütigen Nachtkonzert wird der Pianist Christian Brembeck unterschiedliche historische Tasteninstrumente vorstellen, unter anderem ein Virginal, ein Clavichord und das sehr seltene Muselar – „ein Instrument, das auch mir bis vor Kurzem noch völlig unbekannt war“, erzählt Jakob David Rattinger.

Zum Abschluss des Festivals spielt das namhafte Ensemble Oni Wytars. Eigentlich ist die Gruppe für ihre Crossover-Konzerte bekannt und für ihre Fähigkeit, auch orientalische Musik in einen Zusammenhang mit der westlichen klassischen Musik zu bringen. Bei den Tagen der Barockmusik wird man jedoch auf diese Klänge verzichten müssen. Die Musiker wollen in ihrem Konzert das 600-jährige Bestehen der Schrobenhausener Stadtmauer würdigen. Daher wird bei dem Konzert auch ausnahmsweise einmal nicht Barockmusik erklingen, sondern Mittelalterliches aus dem 14. und 15. Jahrhundert.

Für Rattinger ist das Festival eine enorme Herausforderung, zumal er nicht nur alle Konzerte und zudem noch Meisterkurse für junge Musiker organisieren muss, sondern auch selber als Musiker auftreten wird. Der bekannte Gambist wird erneut als Orchesterleiter arbeiten, ein ungewohntes Feld für Rattinger. John Frederick Lampes Oper wird er allerdings nicht unbedingt vom Dirigentenpult aus leiten, sondern möglicherweise ganz diskret mit der Gambe in der Hand. Jedenfalls ist es eine „andere Art des Dirigierens“, sagt der Festivalleiter. „Ich halte mich zurück und versuche nur, den Musikern Raum zu geben, das Beste aus sich herauszuholen“.