Schrobenhausen
Heute bekommt er den Kunstpreis

Nik Richter: Bildhauer, Grafiker, Musiker, Funktionär, Tausendsassa eine Würdigung

06.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:21 Uhr

Foto: DK

Schrobenhausen (SZ) Nik Richter hat längst seine eigene Bildsprache. Seine Objekte und seine Grafiken erkennt man auf den ersten Blick. Die klaren Formen, die korrelierenden Farben und diese kleine Portion Witz und gerne auch Selbstironie, die da immer mitschwingt.

Wenn Nik Richter zur Gitarre greift, dann bewegt er sich in seiner ganz eigenen Liga, und auch da: Wie er sitzt, wie er seine Instrumente hält, wie er schaut, wenn er die Saite dehnt, um sie wahlweise weinen, singen oder winseln zu lassen, das ist typisch Nik Richter. Selbst sein Gang ist typisch, dieses leicht federnde wippende Schlurfen, der Oberkörper ganz leicht nach vorn gebeugt, Nik Richter erkennt man sogar im Gegenlicht. Und dieses Lachen. Und der eine widerborstige Zahn, der sich seinen ganz eigenen Weg gebahnt hat. Kurz: Es ist unübersehbar: Nik Richter ist ein Typ, ein Mensch voller Eigenheiten, voller überbordender Kreativität, ein Künstler eben.

Dass er heute Abend mit dem Kunstpreis der Stadt Schrobenhausen ausgezeichnet wird, ist die logische Konsequenz eines Lebens voller Kunst und mit der Kunst. Alle Richters waren und sind Künstler. Vater Norbert, der legendäre Kaltnadelradierer, Mama Irmgard, die Malerin, Schwester Yv, die Grafikerin und Kinderbuchautorin. Und er, Nik, Jahrgang 1953, vom Papier her ein Mann in den Sechzigern, tatsächlich vom Kopf und vom Herzen her aber bis heute ein jung Gebliebener mit jeder Menge Flausen im Kopf, einer der nur nach außen (ein bisschen) altert.

Studiert hat er wie ein Weltmeister, von 1975 bis 1981 an der Akademie der Bildenden Künste, dann von 1982 bis 1989 Gitarre am legendären GIT in Los Angeles. Mit den großen Meistern des Blues hat er dort gespielt, gejammed - längst ist er selber einer. An der Bluesgitarre macht ihm nicht leicht einer was vor, und als er sich vor einer Weile bei "Sob sings Beatles" an Jeff Becks Version von "A Day in the Life" wagte, da wässerten die Augen etlicher Gitarristen, die da im Publikum und im Backstage staunend und fassungslos jemanden erlebten, der die ganz hohe Schule kann. Mit einer Leichtigkeit, vor der auch selbst ambitionierte Gitarristen neidlos den Hut ziehen müssen.

Apropos Hut. Typisch Nik Richter, dass er seit einer Weile eine merkwürdige Melone zu seinem Erkennungszeichen auf der Bühne macht, die ihm gar nicht so gut steht, aber da ist er schmerzfrei. Nik Richter ist ein Künstler, da gibt es keine Grenzen. Einer wie Nik Richter überwindet Barrieren, schafft neue Blickwinkel, erweitert Horizonte, denn genau das ist es ja, was Kunst leisten kann.

Wenn er seine Musikobjekte ausstellt, dann ist das immer ein Ereignis, da lohnt sich der Weg in die Galerie oder ins Museum. Man muss nicht lang drauf warten, dann quietscht, scheppert, donnert, jault, bimmelt, klingelt, dröhnt, brummt da was, oder aus einem versteckten Lautsprecher sind Fragmente einer seiner Gitarrenaufnahmen zu hören. Seine Kunst darf man anfassen, selbst die Tröte drücken, die Saite zupfen, den Blasebalg treten. Das macht Spaß, das ist verspielt - und es hat immer eine Qualität.

Wenn Nik Richter etwas anfasst, kommt Kunst raus. Drückt man ihm einen Wackeldackel, ein Brett und einen Eimer Farbe in die Hand, dann wird man ein paar Tage später staunen, was er draus gemacht hat. Weil Nik Richter es kann. Weil er nicht nur über Kompetenz verfügt, sondern über Fähigkeiten, weil Kunst bei ihm von Können kommt, weil er ein Typ ist, ein unverwechselbarer Mensch, der aus der Masse heraussticht.

So einer braucht dringend einen Kunstpreis. Heute Abend ist es so weit.