Scheyern
Geschäftiges Treiben auf den Gängen des Klosters

Kammermusikwoche in Scheyern: Künstler und Pädagogen arbeiten mit Solisten, Ensemblespielern und Familien

09.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr

Während der großen Orchesterprobe kamen alle Generationen mit ihren Instrumente im Wittelsbacher Saal des Klosters Scheyern zusammen. - Foto: Wirtz

Scheyern (DK) Aus jedem Zimmer klingen Melodien. Ob Violine, Blockflöte, Posaune oder Harfe: Viele klassische Instrumente waren in dieser Woche im Kloster Scheyern zu hören. Der Münchner Kreis für Volksmusik, Lied und Tanz richtete zum zweiten Mal eine Kammermusikwoche im Klosterort aus. Die Räumlichkeiten im Tagungshaus der Anlage wurden genutzt, um sich in fast vollkommener Einsamkeit der Musik hinzugeben.

Neun Dozenten nahmen sich Anfang November die Zeit, in kleinen Ensembles oder im individuellen Stimmunterricht, die Technik von Laien zu verbessern und zum Ende der Woche ein Konzert im historischen Wittelsbacher Saal auf die Beine zu stellen. Eine Wanderung am ersten Tag schlug erste Brücken zwischen den Spielern unterschiedlicher Instrumente. "Es ist eine Veranstaltung vom Enkel bis zum Großvater", sagt Pia Janner-Horn, die das Orchester geleitet hat. "Der Altersunterschied war aber noch nie problematisch, schon am zweiten Tag wachsen alle zusammen." Als Dozentin kann sie sogar noch etwas dazulernen: Die Teilnehmer bitten darum, dass sie die Einsätze der einzelnen Gruppen deutlicher anzeigt.

Ein Unterschied zwischen den Teilnehmern kann jedoch festgestellt werden: ihr Niveau. Von den mehr als 50 Musikern haben manche mehr, andere weniger Erfahrung. Erstere dürfen im Konzert Soli spielen, während letztere Unterstützung bei schwierigen Passagen erhalten. Aber keiner wird von vornherein wegen mangelnden Könnens ausgeschlossen. Die Organisatoren achten darauf, dass die Stücke nicht zu schwer sind und verschicken die Noten vorab, damit sie geübt werden können. Das bedeutet, jeder der begeistert ein Instrument spielt, ist eingeladen im nächsten Jahr teilzunehmen, denn falsche Töne gehören zu einer Probenphase dazu und an ihnen wurde bis zum Abschlusskonzert fleißig gearbeitet.

Die Leiterin der Kammermusikwoche, Ragnhild Kopp-Mues, äußerte einen Wunsch: "Es wäre toll, wenn mehr Musiker aus der direkten Umgebung des Klosters Scheyern kommen würden. Also aus dem Landkreis Pfaffenhofen oder Schrobenhausen." Bis vor zwei Jahren wurde die lehrreiche Woche in Zell an der Pram in Oberösterreich abgehalten. Dort war die Veranstaltung fest im kulturellen Ortsbild etabliert, schließlich findet sie seit 30 Jahren statt. Das österreichische Schloss wird jedoch einer langjährigen Renovierung unterzogen. In Oberbayern angekommen, musste man sich zunächst neu orientieren.

Ziel ist es, Laien die Möglichkeit zu geben, in lockeren Ensembles und ohne Erfolgsdruck klassische Musik zu spielen. Jüngere Teilnehmer haben teilweise noch gar keine Gruppenerfahrung, weil sie in den Musikschulen oftmals nur Einzelunterricht erhalten.

Für die unterschiedlich gewichtete Zusammenstellung an Instrumentalisten, wurden extra dafür komponierte Arrangements geschaffen. So wurden auch die Harfen in ein Vivaldi-Stück hineingearbeitet. Außerdem studierte das große Orchester ein Werk über das Kap der guten Hoffnung ein, aber auch die irische Musik der Tanzshow Lord of the Dance waren Teil der Proben. Wer nicht im großen Orchester mitspielte, durfte im Abschlusskonzert als Trio oder in einer anderen Zusammenstellung sein Können unter Beweis stellen. Dafür übten zwei duettierende Frauen am Piano und dem Hackbrett für ein Salut d'Amour. Währenddessen probte Erwin Gaulhofer mit den Bläsern eine Fanfare als Einleitung für das Konzert. Die ersten Töne sind am wichtigsten, deswegen werden sie nochmals explizit angegangen.

Während der Probenphasen wird der Ton mit dem Stimmgerät abgeglichen, das Lampenfieber bekämpft, zwischen den Instrumenten gewechselt oder die Stücke werden selbstständig und ohne Hilfe der Experten erarbeitet. Und natürlich gibt es auch ermutigende Worte. Für den kreativen Ausgleich konnten sich die Teilnehmer bei Sabine Scherff zum Filzen und Basteln einfinden. Obwohl es zur Entspannung beiträgt, hielten auch hier die Finger nie still. Vor allem abends traf man sich in dem von Wolle und Stoffen gefüllten Raum für einen gesprächigen Austausch über die Instrumente.

Petra Fuhrmann, Organisatorin des Gästehauses in Scheyern, freut sich darüber, dass das ganze Haus voller Leben ist. Das Kloster will sein Angebot für musikalische Gruppen erweitern. Die Infrastruktur ist dadurch, dass die Räumlichkeiten früher einmal ein Internat gewesen waren, jedenfalls gegeben.

Es herrschte geschäftiges Treiben auf den Gängen des Klosters. Harfen wurden behutsam hin- und hertransportiert und ein täglicher musikalischer Weckruf läutete das Frühstück ein. Die Woche war rundum von Musik erfüllt.