Salzburg
Langweilige Party

Wenig festspielwürdig: Harold Pinters "Geburtstagsfeier" in Salzburg

31.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr

Salzburg (DK) Auf der Veranda des heruntergekommenen Strandhäuschens haben die Meeresbrisen im Verlaufe der Jahre kleine Sandhügel aufgehäuft, auf denen inzwischen Schilfgräser wachsen (Bühnenbild: Martin Zehetgruber). Die besseren Zeiten sind vorbei, auch für das Ehepaar, das diese Fremdenpension betreibt.

Petey, von der Geschwätzigkeit seiner Frau Meg ganz genervt, vertieft sich in die Zeitungslektüre, während der Pensionsgast Stanley, den es in diesen tristen Badeort verschlagen hat, große Rätsel aufgibt: Als gefeierter Pianist soll er um die Welt gereist sein, doch jetzt verharrt er in Depressionen. Und als zwei obskure Gestalten auftauchen, um bei Petey und Meg ebenfalls Logis zu nehmen, beginnt ein Krimi mit offenem Schluss.

Wer sind die beiden mysteriösen, mafiosen Typen, die sich Mr. Goldberg und McCann nennen? Warum haben sie auf Stanley nicht nur ein Auge geworfen, sondern ihn psychisch und physisch gewaltig malträtiert, während sie für ihn die titelgebende Geburtstagsfeier mit reichlich Whisky und kruden Spielchen ausrichteten? Man erfährt es nicht, aber es ist zu erahnen, dass Stanley ein getürmtes Mitglied eines als nur "Organisation" bezeichneten Verbrechersyndikats gewesen ist, der als Geheimnisträger mundtot gemacht werden muss.

Allzu zäh schleppt sich dieser Thriller von Harold Pinter aus den 1950er-Jahren im Salzburger Landestheater als Neuinszenierung über die Runden. Hätte die Regisseurin Andrea Breth diese viel zu lange, dreistündige Aufführung um die Hälfte gekürzt, hätten sich nach der Pause - und das bei der Premiere einer Festspielaufführung! - die Zuschauerreihen auch nicht deutlich gelichtet. Und schlimm genug, dass dieses Stück, das einst mit Kafkas, Ionescos und Becketts schicksalshaftem Ausgeliefertsein an eine anonyme Macht verglichen wurde, zum Schluss zu fürchterlich ins Melodramatische abgleitet.

Was bleibt, sind die durchwachsenen bis brillanten schauspielerischen Leistungen: Während Nina Petri und Pierre Siegenthaler das biedere Vermieterpaar rollenadäquat abgeben und Andrea Wenzl als Stanleys Geliebte Lulu als Sexy-Mäuschen agieren muss, verkörpert Max Simonischek den introvertierten, undurchschaubaren und gedemütigten Stanley ebenso einfühlsam wie beklemmend. Roland Koch als Boss der geheimnisumwitterten "Organisation" und Oliver Stokowski als dessen ebenso aalglatter wie fieser Gehilfe McCann lassen in ihrer mentalen und körperlichen Brutalität durchaus erschaudern.

Weitere Aufführung am 2., 3., 5., 7., 10., 12. und 13. August. Kartentelefon (0043) 66 28 04 55 00.