Pfaffenhofen
Von Bugatti und Baguette

Bestsellerautor Martin Walker beendet die Literaturtage in Pfaffenhofen

23.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Stilvolles Ambiente: Die Pfaffenhofener Lesebühne endete am Sonntag mit Rotweingenuss. Markus Boniberger (links) und Martin Walker trugen zweisprachig aus dem Krimi "Grand Prix" vor. - Foto: Wirtz

Pfaffenhofen (DK) Mit einem Glas Rotwein in der Hand begrüßt Schriftsteller Martin Walker mit Schauspieler Markus Boniberger das Publikum im Festsaal des Rathauses zum Abschluss der Literaturtage der Pfaffenhofener Lesebühne. Dieser Anblick und Walkers Unbekümmertheit darüber verursacht das erste Lachen in den Reihen.

Sympathischerweise spricht er Deutsch und entschuldigt sich sogleich dafür, dass es so "einfach" sei, wie er sagt. Den Rotwein hätte er dabei, weil er vor jeder Lesung immer noch Lampenfieber hätte. Charmanter kann man seine Zuhörer nicht innerhalb weniger Minuten gewinnen: Er ist ein aufgeschlossener Bestsellerautor und zugleich englischer Gentleman.

Das Publikum für seinen neuesten Bruno-Roman "Grand Prix" zu begeistern ist für ihn ein Leichtes. Er geht durch die Reihen und berichtet von einem Bugatti Typ 57SC Atlantic, von dem lediglich vier Exemplare gefertigt wurden, und zufälligerweise soll eines davon im Périgord, der Heimat des Chef de Police, Bruno Courrèges, verschollen sein.

Erst nach seiner kurzen Einführung, als sich Walker an den Tisch setzt und beginnt aus dem Roman vorzulesen, wechselt er in perfektes Englisch, das er nicht verlernt hat, obwohl er seit 20 Jahren in derselben französischen Provinz lebt. Und dann wechseln sich Boniberger und er bei der Präsentation des neunten Falls von Bruno ab. Sie gehen beim Wechsel aufeinander ein, lachen, werfen sich den Ball zu, und zwischendrin applaudiert das Publikum. Wenn Boniberger vorträgt, klingt seine warme Stimme wie aus einem guten Hörbuch, den Tonfall der Personen imitiert er perfekt, schließlich ist er auch als Synchronsprecher tätig. Walkers Fokus liegt mehr darauf, die Figuren lebendig werden zu lassen, indem er schauspielerisches Talent beweist: Plötzlich wird der Stuhl, auf dem er sitzt, zum Rennfahrersitz, oder er spielt einen Aufreißer, der sich alle Frauen ganz genau ansieht, in diesem Moment sind es die Frauen im Rathaussaal von Pfaffenhofen. Zusammen mit den Grimassen, die er angesichts eines schnellen Autorennens schneidet, wirkt Walker authentisch, denn kein anderer kennt sich in der Welt des Bruno so gut aus wie er.

Wenn der Autor mit seinem Abschnitt des Vortrags fertig ist, sieht man ihm an, wie die Anspannung von ihm abfällt: Er nimmt seine Brille ab, fährt sich über die Augen oder schließt sie. Es wirkt, als ob sich die Handlung seines Werkes noch einmal vor seinem inneren Auge abspielen würde. Einmal steckt er seine Nase tief in sein Weinglas und inhaliert die Aromen, bevor er einen kleinen Schluck nimmt.

Die Frankophilie des Schotten ist unverkennbar und wird in der Figur Bruno verkörpert, denn im Buch wird nicht an gutem Alkohol, Delikatessen und la grande amour gespart.

Ein sehr kurzweiliger Abend - durch die Zweisprachigkeit des Vortrags und eine temporeiche Geschichte - endet mit einer überraschenden Gesangseinlage Walkers. Er steht auf, tritt vor die Menge und singt mit breiter Brust ein Chanson, das eigentlich Teil des Romans ist. Das Publikum ist schlichtweg begeistert.

Wer nach den schmackhaften Appetithäppchen durch die Vortragenden Lust auf den neuen Bruno-Krimi bekommen hatte, konnte sich eine Ausgabe auch gleich von Martin Walker signieren lassen. Auch hier war er persönlich und sparte nicht an Komplimenten für seine treuen Leser.