Pfaffenhofen
Ein Vater, ein Sohn, eine Suche

Poetry-Slammer Pierre Jarawan liest in Pfaffenhofen aus seinem Debütroman "Am Ende bleiben die Zedern"

28.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:15 Uhr

Sprachartist: Pierre Jarawan las in Pfaffenhofen. - Foto: Eibisch

Pfaffenhofen (DK) Es ist Pierre Jarawan "nicht kuschelig genug", deshalb lässt er die Zuhörer samt Tischen und Stühlen erst mal gute fünf Meter näherrücken. Danach zieht er sie in seinen Bann.

Und in den Bann des Libanons.

Pierre Jarawans Lesung am Dienstagabend im Schyren-Gymnasium ist abwechslungsreich, angereichert mit Leseproben, Fotos, Anekdoten aus dem Buch und Geschichtsunterricht über den Libanon. "Am Ende bleiben die Zedern" ist der erste Roman des Münchener Autors, der in der Poetry-Szene längst bekannt ist. Er erzählt von dem 28-jährigen Samir, der sich, 20 Jahre, nachdem sein Vater spurlos verschwindet, nur mit einem Dia im Gepäck auf die Suche nach ihm in den Libanon macht.

Die Anfangsszene, übrigens autobiografisch, zeigt Samirs Vater, der gerade dabei ist, die Satellitenschüssel der Familie auf arabisches Fernsehen auszurichten. Genau 26,0° Ost. Genau die gleiche Ausrichtung, wie sie alle anderen Satellitenschüsseln der Straße auch besitzen. Bereits auf den ersten Seiten fällt auf: Jarawan ist ein Sprachkünstler. Seine Sprache ist sehr plastisch. Sie ist voll von Metaphern, voller Vergleiche und voller Komik. Man merkt, dass er mit Wörtern umgehen kann, dass er weiß, welche Wirkung Sprache hat. Sein Auftreten ist selbstbewusst und ruhig, seine Sprache klar und deutlich und sein Lesetempo angenehm.

Klar wird auch, welch enge Beziehung der junge Samir zu seinem Vater pflegt. Gemeinsames Singen auf der Straße und allabendliche Gutenachtgeschichten zeichnen einen heiteren und munteren Mann, umso unverständlicher ist sein Verschwinden.

Die Fotos, die auf eine Leinwand projiziert werden, haben leider keine gute Qualität, worunter ihre Aussagekraft leiden muss. Jarawan zeigt viele Bilder aus eigenem Fundus, und er zeigt auch beide Seiten der Medaille. Historische Kulturdenkmäler und verfallene, vom Bürgerkrieg gezeichnete Häuser, die immer noch bewohnt werden. Das verklärte Bild des Libanon, das zunächst auch Samir hat, muss zugunsten der Realität weichen. So wie sich auch die märchenhaften Gutennachtgeschichten, die von Abenteurern und sprechenden Tieren handeln, im weiteren Verlauf als eine Art Code entpuppen, den Samir zu entschlüsseln versucht.

Die Zedern, Namensgeber und auch auf der Libanesischen Flagge vorhanden, sind ein Symbol für Verwurzelung und die Suche nach den Wurzeln. Am ersten Tag seiner Ankunft im Libanon möchte Samir die Zedern sehen - symbolischer geht es kaum mehr.