Pappenheim
Der Wald als Inspirationsquelle

Die Ausstellung "Forest For Ever" im Stadtmuseum Pappenheim vereint Textilkunst aus Europa und Afghanistan

22.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:16 Uhr

Jedes Werk ein Unikat: Im September 2013 wurde der Wettbewerb "Forest For Ever" ausgeschrieben - mit Blättern als Grundlage der Gestaltung. 60 Arbeiten sind nun in Pappenheim zu sehen. - Foto: Porsch

Pappenheim (DK) "Forest for ever" hat Pascale Goldenberg ihre Ausstellung im Stadtmuseum Pappenheim genannt, in der sie in 60 Patchworks einen Dialog zwischen Afghanistan und Europa eingeht. Die Freiburger Künstlerin betreut seit vielen Jahren Stickprojekte in Afghanistan, wo Frauen und Mädchen nach eigenen Entwürfen mit der Hand Stoffquadrate besticken.

Diese Stickerei, zwar in sich abgeschlossen, aber kein fertiges Produkt, wird in Europa verkauft und individuell weiterverarbeitet. "Forest For Ever" zeigt ausgewählte Arbeiten europäischer Textilkünstlerinnen mit kunstvoll gestickten Blättern. Die Exponate sind seit 2014 europaweit unterwegs, Pappenheim ist nun die letzte Station der Schau.

Auch wenn es Textilkunst als solche in Deutschland immer noch schwer hat, gleichrangig neben Malerei, Grafik, Fotografie, Bildhauerei zu bestehen: In vielen Arbeiten liegt der Schwerpunkt nicht nur auf Ästhetik, sondern auf der politischen Botschaft, indem sie daran erinnern, wie kritisch die Lage der Wälder überall auf unserem Erdball ist. Spannend sind die Geschichten hinter den Kunstwerken. Die Frauen und Mädchen hatten unter den Taliban keinen Zugang zu Bildung und Arbeit, waren aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen. Not und Krieg hinterließen Spuren: Viele Frauen sind traumatisiert. Der Schlüssel zur Selbsthilfe ist und war Bildung. Schulbesuch, lesen und schreiben lernen, waren in den Kriegszeiten für die meist mittellosen Mädchen nicht möglich. Für diese Gruppe war das Stickprojekt gedacht, da es in Afghanistan eigentlich ein traditionelles Handwerk war, aber durch die Wirren der Zeit fast in Vergessenheit geraten ist. Als die Textilkünstlerin Pascale Goldenberg vor mehr als 14 Jahren mit ihrer Idee zu den afghanischen Frauen kam, konnten es nur noch ganz wenige. Mittlerweile hat diese Stickerei wieder Boden gewonnen, und es sticken mehr als 200 Frauen in Laghmani (nördlich von Kabul) und verdienen ihren Lebensunterhalt damit. Stoff und Stickgarn werden ihnen aus Europa geliefert, die fertigen kleinen Arbeiten (acht mal acht Zentimeter) sind Rohlinge und werden in Europa weiterverarbeitet und verkauft. Die Frauen sind mittlerweile wahre Künstlerinnen geworden. Sie erfinden ihre Muster selbst, jede Stickerei ist ein Unikat. Die Flächengestaltung ist zum Teil außergewöhnlich aussagekräftig und in den Details liebevoll, individuell formenreich und farbintensiv. Pascale Goldenberg als Motor und Kuratorin der Hilfe zur Selbsthilfe muss sich zur Ankurbelung des Absatzes immer wieder neue Ideen, neue Gestaltungsformen und Projekte einfallen lassen - so auch das aktuelle Projekt "Forest For Ever".

Für den Wettbewerb waren gestickte Blätter als Grundlage der Gestaltung im Format 1:4 (also viermal so lang wie breit) gefordert. Erlaubt waren alle textilen Techniken, auch fremde Materialien durften eingearbeitet werden. Das Ergebnis ist nun in dieser Ausstellung zu sehen. Man ist gefesselt von der Aussagekraft des Unikates und von der klaren Botschaft, die diese handwerklichen Kunstwerke vermitteln: Forest for ever - Schutz dem Wald für alle Ewigkeit!

Stadtmuseum Pappenheim, geöffnet bis 6. November an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon (0 91 43) 65 86.