Nürnberg
Tanzstunde mit Billy Idol

Die Punk-Legende beendet in Nürnberg ihre Deutschland-Tour

24.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:57 Uhr
Billy Idol −Foto: oh

Nürnberg (DK) Spätestens bei Lied Nummer vier, „Dancing With Myself“, ist Billy Idols Tanzstunde eröffnet, im Innenraum der Nürnberger Eisarena und auf den Rängen, da gibt es kein Halten, respektive Sitzen mehr. Der coole Rocker und Blondschopf hat die rund 3500 Fans im Griff, die Idol-Party nimmt rasant Fahrt auf.

Die Punk-Legende als Brückenschlag vieler Generationen beendet in Nürnberg seinen kleinen Deutschland-Abstecher der „Kings & Queens of the Underground“-Welt-Tour. Nach rund hundert Minuten schwärmt Idol mit nacktem Oberkörper von der „great audience“ in Nürnberg, beschenkt die Fans mit Frisbeescheiben, Schlagzeugstöcken, und zudem unterschreibt der Rockstar Autogrammkarten und strahlt. Mit seinem Waschbrettbauch und Posing glänzt er noch immer. Und es scheint so, als ob auch der Rock’n’Roller seinen Spaß hat. Keine reine Pflichterfüllung.

Aber das war eigentlich mit dem ersten Akkord klar. Mit „Postcard From The Past“ steigt der einstige Rock’n’Roll-Rebell in den Freitagabend ein. Irgendwo im Text kommt der Satz „Touch the Fscination“ und das „Berühre die Faszination“ hat etwas mit dem Konzert zu tun. Es ist Faszination, die den Betrachter sofort packt, wenn er Idol und seiner Band, vor allem wenn er Gitarren-Irrwisch und Idols langjährigen Mitstreiter, Steve Stevens, auf die Finger, auf die Gitarren guckt. Der noch 58-jährige Idol, gebürtiger Engländer und mit den Sex Pistols musikalisch aufgestiegen, ist wie ein Magier auf der Bühne, serviert seine Hits im Minutentakt, schießt sein Feuerwerk locker- flockig ab, verzaubert mit seinem Repertoire der letzten 30 und mehr Jahre, verteilt geschickt die Kracher und akustisch-angereicherte Stücke. Drei-, viermal Gas geben, dann, wie bei „Sweet Little Sixteen“, ein bisschen an der Temperaments-Bremse spielen. Da wird das Konzert sehr intensiv, da arbeitet sich die Gänsehaut am Körper entlang. Natürlich haben sich an so einem Abend vor allem die Damen, die einstigen Party- und Disco-Königinnen, schick gemacht und haben die Hüftschwünge von früher noch intus. Himmeln den Schwerenöter aus der Ferne an. Genießen den Abend, bei dem Idol jetzt tiefere Tonlagen wählt und sehr viel Stevens und den anderen Gitarristen Freiräume überlässt.

Druckvoll geht es bei „Flash For Fantasy“ zu, auch beim Doors-Klassiker „L. A. Woman“ – Idol macht daraus Nürnberg Woman, Germany Woman, entspannt und gelassen zelebriert Stevens ein sehr feines Akustik-Flamenco-Solo, zieht dabei genüsslich an einer Zigarette (auf der Bühne gibt es kein Rauchverbot), während Idol sich für den Klassiker „White Wedding“ startklar macht.

Erst kommt er ruhig daher, beim zweiten Teil der weißen Hochzeit poltern er und seine Band drauflos, was das Zeug hält. Das Finale „Mony, Mony“ ist der ideale Rauschmeißer eines Wohlfühlabends, bei dem Billy sehr viel Herzblut hineinsteckt, sich in guter körperlicher Verfassung präsentiert, vor Energie sprüht und seine Anhänger auf eine gelungene Rock’n’Roll-Zeitreise schickt. Am Eingang lässt ein Nürnberger Radiosender Ohrenstöpsel verteilen, die man aber nicht benötigt. Billys Tanzstunde geht angenehm in die Ohren, dafür umso heftiger in die Beine.Und die Botschaft dazu ist klar: Billy Idol will wiederkommen.