Neumarkt
Soulige Stimmen, ausgefeilte Choreografie

Die New York Gospel Stars bringen ihr Publikum in Neumarkt in Bewegung Auftritt am 22. Februar in Ingolstadt

18.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Klassiker und experimentelle Klänge: Die New York Gospel Stars bei ihrem Auftritt im Historischen Reitstadel in Neumarkt. - Foto: Erl

Neumarkt (DK) Gospel, das ist nicht Chorgesang, ist nicht Tanz und ist nicht religiöser Eifer. Gospel, das ist all das zusammen, angefeuert von lodernder Leidenschaft mit einer gehörigen Prise Showtalent. Die New York Gospel Stars wissen das und sie verkörpern dieses Idealbild von Gospel aktuell wieder auf ihrer zehnten Deutschlandtournee.

Vor ihrem Auftritt am 22. Februar in der Eventhalle in Ingolstadt sind sie im Historischen Reitstadel in Neumarkt zu Gast.

Es ist keine leichte Aufgabe, die Wintergäste mit dem Gospel-Fieber zu infizieren. Zur Jubiläumstournee durch über 80 Städte von Kiel bis München beträgt die Sollstärke zehn Chormitglieder, doch im Reitstadel stehen nur neun auf der Bühne. Kein Problem, die fehlende Melodie Nicholson wird durch die anderen gut kompensiert. Doch es dauert, bis die Glutwelle der afroamerikanischen Kirchenlieder in den Stuhlreihen ankommt.

"Are you ready" fragt Mathia Washington und erntet nur ein müdes Grummeln. Es ist die Gelegenheit, um musikalisch ein wenig zu provozieren. Sie trällert ein paar schnulzige Töne und fragt: "Ist das Gospelmusik oder ist das Beyoncé". Nur um wenige Augenblicke später tief in die Ressourcenkiste der Gospelsongs zu greifen und mit ihrem Backgroundchor alle Heiligen aufmarschieren zu lassen. Der Klassiker "When The Saints Go Marching In" rüttelt das Publikum auf und zwingt ganz automatisch zum mitklatschen. "Das ist Gospelmusik", triumphiert die Diva lautstark und heizt dem Publikum weiter gehörig ein.

Die Gospelprofis aus New York wissen selbst mit einem reservierten Publikum gut umzugehen. In ihrer ausgefeilten Choreografie vermitteln sie zu den souligen Stimmen und den packenden Songs jede Menge Dynamik und Körpersprache, führen die Anspannung nach jedem Gipfelerlebnis wieder sanft zurück und jagen sie bald danach wieder in neue Höhen. Ihre Dynamik und Leidenschaft zu den Gospelklassikern scheine auszureichen, um damit selbst den Teufel aus der Hölle zu treiben.

Die neun Afroamerikaner begnügen sich jedoch nicht damit, alte und bestens bekannte Klassiker neu aufzupolieren, was alleine schon ein Erfolgsgarant wäre. Sie probieren Neues, beschreiten experimentelle Wege und kleben auch textlich nicht in den Baumwollfeldern der US-Südstaaten fest, in denen einst die schwarzen Sklaven diese geistliche Liedform schufen. Immer wieder flechten die Gospel Stars neue und zeitgemäße Themen ein oder passen die alten Songs an. Ihr "Down By The River Side" bekommt einen variierten Rhythmus verpasst und dazu eine spannende musikalische Neuinterpretation, bei der das schwarze Chorhemd auch mal lasziv geschwungen werden darf.

Die peitschende Dynamik lässt die Leute aufstehen, mit klatschen und kollektiv in den Text einstimmen, letztlich eins werden mit dem Gospel. "Hallelujah, that's Jesus", ist die Botschaft dazu. Dass die fünf Männer und vier Frauen in der Begleitung von Keyboard und Drums über hervorragende Stimmen verfügen, muss nicht eigens erwähnt werden. Ein glanzvolles Beispiel davon gibt Mathia Washington. In Erinnerung an den Todestag von Whitney Houston singt sie ihr unvergessenes "We Alweys Love You" und hüllt den Saal damit in gefesseltes Staunen mit final losbrechender jubelnder Bewunderung.

Das kühle Winterklima ist nach 90 Minuten Bühnenpräsenz längst aus der Reithalle verjagt, und die Fans stehen klatschend und hüftschwingend in den Reihen, haben sich in die Strudel der Gospeldynamik einsaugen lassen. Zugabe? Na klar, "Down By The Riverside" ist noch lange nicht ausgeschöpft.

Konzert am 22. Februar um 20 Uhr in der Eventhalle in Ingolstadt. Karten gibt es bei den DK-Geschäftsstellen.