Neuburg
Illuminat, Übersetzer, Mäzen

28.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Thomas de Bassus „entdeckte“ den Komponisten Johann Simon Mayr. - Foto: Simon-Mayr-Gesellschaft

Neuburg (DK) Er war Vordenker, Idealist, Mäzen und der Musik zugetan: Thomas Franz Maria de Bassus. Dieses Jahr jährt sich der Tod des Barons, dessen Leben sich zwischen dem damaligen Staat der Drei Bünde (heute Kanton Graubünden) und Bayern abspielte, zum 200. Mal.

1742 wird er in Poschiavo in das alte Puschlaver Geschlecht der Bassi geboren und durchläuft eine beachtenswerte politische Karriere. Er gründet eine Buchdruckerei, übersetzt und schreibt Bücher, widmet sich den Wissenschaften und entwickelt sich zum Kunstsammler und Mäzen. Im bayerischen Ingolstadt studiert er Rechtswesen und hat das Glück, das riesige Vermögen und die Lehen des Barons Peter von Bassus zusammen mit dem Adelstitel zu erben. So unterstützt er Adam Weishaupt bei der Gründung der geheimen Gesellschaft der Illuminaten.

\tTommaso Bassi, der spätere Baron, hat sechsmal das sehr begehrte Amt des Podestà in Poschiavo inne, eine Art Alleinherrscher, da es damals keine Gewaltentrennung gab. Das erste Mal bekleidet er diese Würde 1765 als junger Anwalt, frisch verheiratet mit Maria Domenica Massella, die ihm einen Sohn und drei Töchter schenkt. Das letzte Mal tritt er das Amt, bereits verwitwet, 1803 an und trägt Wesentliches zum Anschluss des Staates der Drei Bünde und seiner Gemeinde an die Schweizerische Eidgenossenschaft bei. In seiner Laufbahn ist er auch Gesandter an der Bündner Tagsatzung, Oberrichter der Drei Bünde, Botschafter beim Kaiser.

\tMit seiner Buchdruckerei will er eine kulturelle Brücke zwischen Deutschland und Italien schlagen. Sein Verdienst ist es, um 1782 die erste italienische Übersetzung von Goethes „Leiden des jungen Werther“ auf Italienisch herausgegeben zu haben. Dazu kommen Übersetzungen von Haller, Klopstock, Gessner und anderen.

\tBaron de Bassus wird 1779 von Adam Weishaupt ersucht, seiner Geheimgesellschaft der Illuminaten, die angeblich nur „auf Besserung und Erleuchtung der Menschen gerichtet ist“, als Außenstehender beizutreten und zu unterstützen. De Bassus ist von den philanthropischen Ideen seiner Zeit angetrieben, insbesondere vom Ideal, die Lebensbedingungen des Volkes zu verbessern. Er unterstützt Weishaupt und wirbt in Italien um Anhänger. Als er feststellt, dass sich die Geheimgesellschaft in eine unerwünschte Richtung entwickelt, versucht er, sie mithilfe von Baron Adolf Franz Ludwig von Knigge wieder in die richtige Bahn zu lenken. Vergeblich: Die Gesellschaft wird verboten. Auf Schloss Sandersdorf, wo de Bassus während seiner Abwesenheit wiederholt Weishaupt und verschiedenen Illuminaten Gastfreundschaft gewährt hat, werden kompromittierende Schriften gefunden. Seine Reichtümer in Bayern werden beschlagnahmt. Aber in einem langen Prozess wird seine Unschuld erkannt, alles wird ihm zurückerstattet.

Baron von Bassus befasst sich mit den Wissenschaften und ist vom bildenden Wert der Künste überzeugt. Er begeistert sich für Musik, veranstaltet Hauskonzerte, ist ein leidenschaftlicher Kunstsammler. Er hinterlässt ein 250 Seiten umfassendes italienisch geschriebenes Manuskript über die bekanntesten Künstler vom 16. Jahrhundert bis zu seiner Zeit. Im Jahre 1810 lässt er von Poschiavo nach Sandersdorf mehr als 40 Gemälde überführen, darunter eine „Danae“ von Tizian und verschiedene Heiligenbilder von Rubens, Ribera, Guercino und anderen.

\tBaron de Bassus ist auch Mäzen. Verschiedene Künstler erfahren seinen Schutz. Insbesondere fördert er den bedeutenden, auf seinem Lehen Mendorf 1763 geborenen Musiker Johann Simon Mayr, der ebenfalls dem Illuminatenorden beitritt. Als Mayr deswegen verfolgt wird, stellt ihn de Bassus fast zwei Jahre lang als Deutsch- und Musiklehrer für seine drei Töchter in Poschiavo ein. Dort eignet sich der Musiker die italienische Sprache an, er komponiert unter anderem eine Messe und verschiedene Lieder. Von Poschiavo aus schafft Mayr den Sprung nach Italien, wo er berühmt wird und lange mit Thomas und dessen Tochter Maria Caterina brieflich in Kontakt bleibt.

\tBaron de Bassus stirbt auf Schloss Sandersdorf am 16. September 1815. Er ruht im Familiengrab auf dem Kirchplatz seines Lehens Mendorf. \t