Neuburg (DK) Falten im Gesicht. Schütteres Haar. Und früher ist Günther Sigl wohl auch nicht so oft auf seinem Gitarrenhocker gesessen. Aber: "I ziag's no lang net aus - meine Rock-'n'-Roll-Schuah" verspricht er seinem Publikum gleich zu Konzertbeginn im Innenhof des Neuburger Schlosses. Die Jubelwelle nach dieser Ankündigung möchte den Frontmann der Spider Murphy Gang mitsamt seiner Musiker fast vom Podium spülen. Immerhin 40 Jahre steht die Kultband aus München mit ihrem Mundart-Rock-'n'-Roll schon auf allen Bühnen und immer noch zieht sie die Zuhörer in Massen an. Auch der Innenhof im Neuburger Schloss ist brechend voll. Und es sitzen nicht nur jene Menschen in den Stuhlreihen, die seit 40 Jahren auf ihre original bayerische Rockmusik stehen. Denn sie spielen eh nix anderes - wie Sigl verspricht. Erstaunlich viele junge Gesichter fast schon aus der Enkel-Generation saugen die Gitarrenriffs und die zugespitzten Texte der Gang ebenfalls begeistert auf.
Eigentlich sind nur mehr Günther Sigl und der Gitarrist Barney Murphy von der Ursprungsformation übriggeblieben, aber beide sind ohnehin die Gesichter und die Identifikationsfiguren der Gang. Ein wenig plaudert Günther von alten Zeiten, lobt das Publikum und dann legen sie auch schon los. "All Right Mama" röhrt er seine Elvis-Adaption ins Mikrofon und die Wirkung bleibt nicht aus. Die alten Hits zünden raketenmäßig und spätestens beim folgenden eigenen Hit "Schickeria" schnellen die Smartphones für ein Erinnerungsvideo reihenweise hoch. Die Band hat zumindest im Freistaat Musikgeschichte geschrieben - mit frechen und intelligent-provozierenden Texten verpackt in Rock'n'Roll. Sie hat damit den Nerv der 1980er-Jahre exakt getroffen, und das Echo reicht bis in die Gegenwart. Aber auch Balladen wie "Sommer in der Stadt" als Liebeserklärung an München haben nichts von ihrem Charme, ihrer schwebenden Leichtigkeit und dem Lebensgefühl der vergangenen Jugend verloren.
Der Musikmix von ewig frischem Rock'n'Roll, verträumten Balladen und einer gehörigen Prise Nostalgie in den Tönen und Texten bleibt nicht ohne Wirkung. Menschengruppen wogen bald schon im Gleichklang zum Rhythmus und die Band gibt in einem langen Medley den Takt vor.
"Habt's scho Angst g'habt, mir schaffen's nimmer", fragt der mittlerweile 70-jährige Günther Sigl danach ins Publikum und kokettiert mit seinem Alter. In 40 Bühnenjahren hat die Spider Murphy Gang nicht wenige Hits produziert und die Bühnenprofis platzieren sie zielsicher. Das rockt den alten Schlosshof. Da passt dann selbst ein Volksmusikstück, zu dem Günther Sigl auf der Ukulele die Klänge anschlägt, ohne Stilbruch ins Konzept. Die ganz großen Hits aber heben sie sich für das Finale auf. Wenn dann das Publikum in der frischen sternklaren Nacht gehörig aufgeheizt ist und reihenweise den Takt mitklatscht, reicht natürlich kein einfaches "Ciao" zum Abgang. Schon längst sitzt keiner mehr, viele stehen an den Seiten oder im Mittelgang und tanzen. Klar, dass die Gang aus dieser Nummer ohne Zugabe nicht rauskommt. Kalkül oder Erfahrung - dem Publikum ist's egal. Es will weiter tanzen, sich von Rock-Rhythmen mitreißen lassen, sich bei "Rock Around The Clock" austoben und den "Skandal im Sperrbezirk" zelebrieren. Und die Spider Murphy Gang gibt angesichts dieser Welle an Euphorie gern noch mal Gelegenheit, gehörig Dampf abzulassen.
Die Spider Murphy Gang tritt am Freitag, 21. Juli, um 20.30 Uhr am Festplatz Manching auf. Karten gibt es in allen DK-Geschäftsstellen.
