Neuburg
Mit höchstem Einsatz

Beifallsstürme für Benny Green im Birdland

19.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:28 Uhr

Phänomen am Klavier: Benny Green in Neuburg. - Foto: lei

Neuburg (DK) Virtuosität am Piano hat einen Namen: Benny Green. Wie er den Bösendorfer-Flügel im Neuburger Birdland Jazzclub traktiert, wie er einem Derwisch gleich über die Tasten rast, ist sensationell. Dass im Jazzbereich jemand existiert, der noch schneller spielt als er, scheint schwer vorstellbar, dass er insgesamt wie wir alle lediglich über zehn Finger verfügt, würde man am liebsten in Zweifel ziehen.

Ja, dieser Benny Green, der beim Birdland-Konzert mit höchstem Einsatz zu Werke geht und die Grenzen dessen, was am Piano machbar ist, neu definiert, ist ein Phänomen. Dass er immer wieder Szenenapplaus erhält und am Ende Beifallsstürme entfacht, ist kein Wunder.

Nun kann man einwenden, dass es bei einem Jazzkonzert tunlichst nicht um Rekorde geht, und dass ein Abend mit einem Pianotrio nichts mit einer Leistungsschau zu tun haben sollte. Natürlich bestünde auch bei Green und seinen - wie er ebenfalls sehr kompetenten - Begleitern David Wong am Bass und Rodney Green am Schlagzeug die Gefahr, dass das durchgetretene Gaspedal zum puren Selbstzweck werden könnte, wäre da nicht noch mehr. Viel mehr.

Zum Beispiel Greens Umgang mit seinen Vorbildern und Wegbereitern. Seine Adaptionen von Hank-Jones- und Cedar-Walton-Stücken, seine Verbeugungen vor Paul Chambers und Horace Silver, die belegen, dass er zwar hinsichtlich seines Tempos und der Härte seines Anschlags durchaus extrem ist, nicht aber, wenn es um die Einbettung seiner selbst in den stilistischen und historischen Kontext seiner Musik geht. Green bricht nicht aus, sorgt aber innerhalb der Grenzen für enormen Wirbel, will Traditionen nicht über den Haufen werfen, sondern sie vielmehr weiterentwickeln. Und er spielt zudem mit Gefühl und Hingabe. Bei den Balladen wie dem "Twisted Blues", die ihm und seinem Publikum ein klein wenig Erholung bieten, wird das sehr deutlich.

Und er verfügt über künstlerische Eigenheiten, die ihn unverkennbar machen. Wenn er mit beiden Händen unisono über die Tasten hetzt, wenn er nach sprudelnden Tonkaskaden und eruptiven Ausbrüchen der Erdung wegen plötzlich drei, vier Akkorde mit Wucht in den Saal hämmert, dann ist das ganz einfach typisch Green, der auf seine ganz persönliche Art für das klassische Pianotrio neue Wege erschließt.

Um dies durchzusetzen, setzt er seine technische Brillanz ein. Nicht um angeberisch darauf hinzuweisen, wie gut er doch sei, sondern weil es seinem Naturell entspricht. Green will nicht deswegen sensationell sein, weil das besonders gut ankommt. Dennoch ist er genau das und kann nicht anders.