Neuburg
Der letzte Kick fehlt

Gute Laune statt Tiefgang: Albare gastierte im Neuburger Birdland

22.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:31 Uhr

Foto: Gerhard Löser

Neuburg (DK) Das bewährte Konzept der „Birdland Radio Jazz Festivals“ sah schon immer vor, Jazz in unterschiedlichen Erscheinungsformen zu präsentieren. Deswegen ist die Entscheidung auch folgerichtig, mit Albare eine Band einzuladen, die Fusion-Jazz spielt mit allem was dazu gehört: mit elektrisch verstärkten Instrumenten und einer gewissen Grundlautstärke als Stilmittel, mit am Pop orientierten Melodien, Rockrhythmen und eingängigen Harmonien.

Weil die Formation sich weitgehend am Latin-Jazz orientiert, ist die Zuhörerschaft im Keller unter der Hofapotheke gerne bereit, mitzuschnipsen, mitzuwippen und mitzuschaukeln, sich also einzulassen auf einem Ritt auf dem Groove von Samba, Bossa und Rumba. Bandleader und Gitarrist Albert Dadon hat sich zu diesem Zweck mit Musikern umgeben, die ihr Handwerk wahrlich verstehen. Luisito Quintero (Perkussion) und Pablo Bencid (Schlagzeug) aus Venezuela, Ricardo Rodriguez (E-Bass) aus Costa Rica sowie Xioma Laugart (Gesang) und Axel Tosca (Piano) aus Kuba versprühen lateinamerikanisch-karibisches Feuer, die eingängigen Melodien von „Hotel Royal“, „Only Human“ und „Expectations“ machen gute Laune, und wenn das Ganze ab und zu ein klein wenig nach Fourplay, Metro oder gar nach Santana klingt, tut das der guten Stimmung keinen Abbruch.

Dadon als Bandleader geht einen in zweifacher Hinsicht nicht eben alltäglichen Weg. Zum einen überlässt er seinem Pianisten über weite Strecken die Führung der Band. Das ist eine gute Entscheidung. Zum anderen tritt er im Grunde nur so weit in Erscheinung, als er die von ihm entworfenen Melodien vorstellt, sich bei deren Bearbeitung und Weiterentwicklung aber doch weitgehend zurückhält. Irgendwie fehlt seinen Parts der letzte Kick und ihm selbst der Mut zum Risiko, sodass man oftmals den Eindruck hat, das betreffende Stück sei nicht ganz rund oder nicht komplett ausgearbeitet.

Andererseits – und auch das darf erwähnt werden – führen Bands wie Albare durch ihre Kompositionen, die so gar nichts zu tun haben mit Kopflastigkeit und intellektuellen Höhenflügen, auch ein Publikum an den Jazz heran, das vorher dieser Art von Musik eher skeptisch gegenüber stand. Manch einer hat sicherlich an diesem Abend vor allem beim Bandchef selbst Tiefgang und Substanz vermisst, ein Großteil des Auditoriums aber schien sich bei Albare durchaus wohl zu fühlen.