Neuburg
Auf Spurensuche

Das Mike LeDonne Organ Quartet in Neuburg

20.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Meister aller Klassen: Organist Mike LeDonne. - Foto: Leitner

Neuburg (DK) Mike LeDonne aus Bridgeport/Connecticut ist Jazz-Organist. Nicht irgendeiner, sondern einer der ganz Großen seiner Profession, ein Virtuose, einer, der auch schon mit Benny Goodman, Sonny Rollins und Dizzy Gillespie arbeitete.

Seine Liebe gilt der Hammond B3, ihrem legendären Sound, ihren vielfältigen klanglichen Möglichkeiten. Mit ihr geht er trotz ihres stattlichen Gewichts auf Tournee. Und gleichzeitig auf Spurensuche. Dass er dabei notgedrungen auf den legendären Jimmy Smith stoßen würde, den Übervater aller Organisten, dessen Anwesenheit in jedem Konzert mit Orgelbeteiligung spürbar ist, ist vorauszusehen. Dass er ihm mit "James Meets Wes" und "The Boss" zwei der besten Stücke dieses Abends im Birdland Jazzclub widmet, spricht Bände.

LeDonne verbeugt sich tief vor seinem großen Vorbild, gibt sich damit aber nicht zufrieden. Ein ums andere Mal setzt er Smith in Beziehung zum Soul Jazz der 60er-Jahre, bringt Blues und Rhythm'n €˜Blues ins Spiel, stellt gar eine Verbindung her zu von Funk- und Acid Jazz angehauchten Neuerern wie dem James Taylor Quartet aus London, präsentiert sich also als Meister so ziemlich aller Klassen und erstaunlich vieler Stile. Ohne freilich dabei sich selbst und das eigene Markenzeichen aus den Augen zu verlieren. Indem er etwa während eines Solos einen Akkord ganz einfach mal liegen und somit in sich ruhen lässt oder eine Figur unbearbeitet einfach auf den Stufen des Bluesschemas hin- und herschiebt, erzeugt er eindringliche, unerbittliche Grooves und damit mächtige Schubwellen, die das rhythmische Empfinden des Publikums direkt ansprechen. Das funktioniert bei flotten Stücken wie bei "Matador" aus der Feder des Gitarristen Grant Green ebenso vorzüglich wie bei dem samtenen, fast kuscheligen Percy Sledge-Klassiker "When A Man Loves A Woman".

Hans Braber am Schlagzeug, Wim Wollner am Tenorsaxofon und Martien Oster assistieren ihrem Chef auf solide, aber doch eher unspektakuläre Weise. Vor allem die beiden Letztgenannten geben sich eher zögerlich, überlassen LeDonne weitgehend das Feld, obwohl ihnen dieser durchaus Platz für Soli zugesteht. Sie fügen sich in ihre Rolle als Begleiter, folgen ihm zuverlässig, fordern ihn aber nicht heraus. Was dazu führt, dass das Konzert mit dem Mike LeDonne Organ Quartet im Birdland zwar ein wirklich gutes, aber eben kein herausragendes war. An einem Abend, an dem die Sounds einer von einem Virtuosen bedienten Hammond B3 im Mittelpunkt stehen, kann - wenn auch noch das Repertoire entsprechend ist - richtiggehend die Luft brennen. So weit kam es an diesem Abend jedoch nicht.