Nach
Sonne, Regen, Rammstein

05.06.2017 | Stand 02.12.2020, 18:00 Uhr

Auf Händen getragen: Eine als Catwoman verkleidete Besucherin badet bei "Rock im Park" in der Menge. Die Polizei lobte den friedlichen Verlauf des Festivals.

Nach dem Terroralarm bei "Rock am Ring" war die Lage auf dem Zwillingsfestival in Nürnberg dennoch entspannt. Die Besucher von "Rock im Park" feierten unbeirrt weiter. Zu den Highlights zählten neben den Toten Hosen und Rammstein auch Liam Gallagher und Annenmaykantereit.

Nürnberg (DK) "Ausverkauft" hieß es dieses Jahr wieder bei "Rock im Park". Rund 85.000 Rocker wollten sich das Festival auf dem Zeppelinfeld nicht entgehen lassen. Drei Tage Party pur - auch wenn sich die Welt außerhalb immer mal wieder ins Bewusstsein drängte. Der Gitarrist von Prophets of Rage hatte beispielsweise seine Gitarre mit seiner eindeutigen Anti-Trump-Haltung beklebt. Nachdem kurz vor dem Konzert der Toten Hosen am Freitag bekannt wurde, dass das Zwillingsfestival "Rock am Ring" wegen einer "terroristischen Gefährdungslage" unterbrochen werden musste, nutzte Campino die Gelegenheit, um den Terror zu verurteilen. Er forderte die Fans auf, sich die Laune nicht verderben zu lassen. Denen tat es gut. Mitunter stand den Besuchern der Schrecken deutlich ins Gesicht geschrieben. Aber bei den ersten Tönen von "Urknall" drehte sich schnell wieder alles um die Musik. Die Einsatzkräfte lobten die Besonnenheit der Fans. Unter den Eindrücken der Terroranschläge der vergangenen Monate waren die Sicherheitsvorkehrungen für das Musikfestival deutlich verschärft worden. Bei der Anreise am Donnerstag mussten die Gäste in langen Schlangen vor den Eingängen ausharren, weil sämtliche Taschen genau durchsucht wurden.

Die Festivalbesucher waren für alles gerüstet. Bei brütender Hitze am Freitag waren die Wasserstellen ein beliebtes Anlaufziel. Die Security half auch nach und duschte die Parkrocker mit dem Gartenschlauch einmal ab. Die warmen Temperaturen machten den Parkrockern aber trotzdem zu schaffen. Rund 2700 Einsätze hatte das Rote Kreuz bis zum Sonntagmorgen zu verzeichnen.

Der Regenguss am Samstag verwandelte die bislang trockene Staubwüste des Zeppelinfeldes in eine Wattlandschaft. Also Gummistiefel an: Pfützenspringen macht so viel Spaß.

Nicht nur die ganz großen Stars auf der Zeppelinstage fanden ihre Zuhörer. In der Altern-Arena präsentierten sich etwas unbekanntere Bands wie die Briten As Lions, die ihr erstes Konzert in Deutschland gaben.

Nahbar zeigten sich am Samstag Henning Wehland und Feine Sahne Fischfilet. Mit beherzten Sprüngen in die Menge ließen sich die Sänger von den Fans feiern. Auch wenn unter den Parkrockern das Thema Terror schnell wieder vergessen war, war das der Grund, warum am Sonntag die Bandreihenfolge auf der Parkstage geändert wurde. Liam Gallagher trat ein paar Stunden früher auf, um rechtzeitig beim Benefizkonzert in Manchester zu sein.

Die Zeppelinbühne war am Sonntag das Ziel der Ziele. Viele Fans pilgerten schon frühzeitig dorthin, um auch den besten Platz für Rammstein zu ergattern. Das freute auch die Bands, die bereits am Nachmittag spielten. Bei so einer Menschenmenge macht der Circle Pit doch sowieso am meisten Spaß, dachte sich In-Flames-Sänger Anders Friden und forderte die Zuschauer dazu auf.

Um niemanden zu verunsichern, wurde am Sonntag im Vorfeld des Rammstein-Konzerts auf Pyrotechnik und Knalleffekte hingewiesen. Man solle sich nicht beunruhigen lassen, das gehöre zur Show, hieß es. Wie gewohnt gab es viel Feuer auf der Bühne. Rammstein ist bekannt für bis ins allerkleinste Detail durchchoreografierte Auftritte. Die Gitarristen wurden auf Plattformen auf die Bühne herabgelassen. Sänger Till Lindemann erschien. Und ohne Umschweife ging es los mit "Ramm 4", "Reise, Reise" und "Hallelujah". Inzwischen hatte sich Lindemann aus seinem weißen Outfit geschält und trug stilvolles Schwarz. Pünktlich um 23 Uhr endete die Show.

Außerhalb des Geländes hatten sich unzählige Fans versammelt, um ihrer Lieblingsband zu lauschen. Die kamen ihren Idolen sogar näher als die vor der Bühne. Mit Polizeieskorte wurde Rammstein in mehreren Kleinbussen mit offenen Türen unter dem Jubel der Fans vom Gelände gebracht. Mit ihnen entschwanden auch die Fans in die Nacht.